[ Merkmale | Verwechslungsarten | Kaulquappen | Laich | Lebensweise und Lebensraum | Verbreitung | Gefährdung/Schutz | Literatur ]
Erklärung zu Kalender
1 2 3 | Monate |
Winterruhe | |
Aktivität ausserhalb Laichzeit | |
Laichzeit | |
Landpaarungszeit |
Kreuzkrötenpaar
Bei der Kreuzkröte sind die Weibchen nur unwesentlich grösser als die Männchen, die eine Kopf-Rumpf Länge von 5-7cm erreichen. Die Hinterbeine sind relativ kurz. Darum hüpft sie fast nie, sie kann jedoch sehr gut mausähnlich rennen. Der Kopf ist breiter als lang und nach vorne stark abfallend mit einer runden Schnauze. Die Pupille ist waagrecht elliptisch, die Iris grünlich bis zitronengelb. Die Parotiden (Ohrdrüsenwülste) laufen zueinander parallel oder laufen gehen hinten leicht zueinander. Das Trommelfell ist manchmal nicht sichtbar.
Die trockene und warzige Oberseite ist olivgrün bis braun marmoriert auf hellem Grund. Die Warzen sind manchmal rötlich bis kastanienbraun gefärbt. Entlang der Rückenmitte zieht sich eine charakteristische, dünne gelbe Linie, die meist gut sichtbar ist. In seltenen Fällen kann diese jedoch fehlen. Diese Linie gab der Kreuzkröte ihren Namen. Die Unterseite ist weisslich mit dunklen Flecken, bei den Männchen ist die Kehle sehr dünn und blau violett gefärbt. Diese Kehlhaut bildet die Schallblase, die die Kreuzkröten Männchen weit aufblasen können. Die grosse Schallblase an der Kehle befähigt die Kreuzkröte zu sehr lauten Rufen. Deren Rufe sind oft weiter als 2 km zu hören. Sie können als lautes, metallisches "ärr...ärr...ärr" umschrieben werden. Die Rufe sind vor allem in der Dämmerung und nachts zu hören, seltener auch tagsüber.
Waffenplätze dienen als Ersatzlebensraum der Kreuzkröte (Waffenplatz Thun)
Die Kreuzkröte laicht in sehr sonnigen, flachen Tümpeln und Pfützen
Kreuzkröten kommen manchmal sehr klein zur Umwandlung
Die Kreuzkröte ist eine typische Pionierart. Sie besiedelt ganzjährig Lebensräume, die sich durch lückige Vegetation, sonnenexponiertes Gelände und lockeren Boden auszeichnen. Früher fanden sie diese entlang unverbauter Flüsse, die gelegentlich überschwemmten und dadurch die Vegetation an einigen Stellen wegräumten und so Platz für neues Leben schufen. Diese dynamischen und artenreichen Landschaften sind durch die Verbauungswut des Menschen in den letzten beiden Jahrhunderten auf einen kleinen Rest geschwunden.
Die Kreuzkröten kommen heute fast nur noch in vom Menschen erschaffenen
Ersatzlebensräumen vor: Kies- und Lehmgruben, Waffenplätze oder Baustellen. Diese ähneln in mancherlei Hinsicht den ursprünglichen Pionierlebensräumen, die durch die Kröte besiedelt wurden.
Zum Ablaichen suchen die Kreuzkröten im Frühsommer die dort befindlichen seichten und meist vegetationslosen Tümpel auf. Dabei suchen sie nicht ein bestimmtes Gewässer auf, sondern streunen umher. Per Zufall treffen sie dann auf ein geeignetes Gewässer. Stets die selbe Wasserstelle können sie nicht aufsuchen, da manche Tümpel schon nach kurzer Zeit wieder verschwunden sind oder dann die Vegetation so weit fortgeschritten ist, dass sich das Gewässer nicht mehr zum Laichen eignet.
Hat ein Männchen einen geeigneten Ort gefunden, beginnt es mit dem lauten Quaken, das oft mehr als zwei Kilometer weit zu hören ist. Diese Stimmgewalt verdanken die Kreuzkröten einer grossen Schallblase an der Kehle. Die hohe Lautstärke bewirkt, dass auch weiter entfernte Weibchen und andere Männchen auf das Laichgewässer aufmerksam werden. Bald finden sich mehrer Pärchen am Wasser ein und das Laichgeschäft kann beginnen. Die Hauptphase des Laichgeschäfts liegt im April und Mai, begünstigt durch warme Witterung nach ausgiebigen Regenfällen, kann sich aber in mehreren Phasen bis in den August hinein ziehen.
Ein Weibchen legt eine 1-2 Meter lange Laichschnur mit 3000-4000 Eiern.
Bereits nach 4-6 Tagen schlüpfen die Larven. Sie halten sich vorwiegend in
den wärmsten Zonen des Wassers auf, was die Entwicklung stark beschleunigt.
Nach nur 4 Wochen wandeln sie sich in landlebende Krötchen um. Diese sind
kaum grösser als 0.5-1 cm und halten sich noch in der Nähe des Wassers auf
bis sie ca. 1cm gross sind, ehe sie wegziehen.
Das hohe Entwicklungstempo ist wichtig, da bei den oft weniger als 10 cm
tiefen Tümpeln die Gefahr des Austrocknens besteht und sämtliche Kaulquappen
zu Grunde gehen können.
Diese Pfützen bieten auch Vorteile. So befinden sich kaum Feinde im Wasser,
die den spät laichenden Kreuzkröten alle Nachkommen vernichten könnten.
Dabei wären auch die Grassfroschkaulquappen eine Gefahr, die schon weit
entwickelt sind und den Laich der Kreuzkröte verzehren würden. Trocknet ein
Tümpel nicht aus, so verlassen ihn meist mehrere tausend Jungkrötchen. Diese
hohe Zahl vermag die Verluste durch Austrocknung auszugleichen.
Hinzu kommt, dass die Kreuzkröten nicht alle gleichzeitig laichen, sondern von
April bis Juni verteilt, teilweise auch noch später. So besteht die Chance,
dass einige Exemplare die Entwicklung ihrer Nachkommen in eine feuchtere
Periode gelegt haben.
Bereits wenn die Larven kurz vor der Metamorphose stehen, sind sie durch die gelbe Rückenlinie unverwechselbar als Kreuzkröte zu erkennen. Dieses Merkmal ist das eindeutigste Kriterium beim Bestimmen der Art.
Im Sommer leben sie in Pionierlandschaften, wo sie sich nachtaktiv verhalten. Den Tag verbringen sie unter Steinen, Holz oder in Erdlöchern.
Die Überwinterung erfolgt an Land im Erdreich.
copyright KARCH September 2002, Kartengrundlage GEOSTAT (BFS) BLT
CH: In tieferen Lagen der Alpennordseite ohne Rheintal. Bis 880m im Schwarzenburgerland.
Europa: Nur nördlich der Alpen verbreitet, von der westlichen Ukraine über das gesamte europäische Festland bis auf die iberische Halbinsel. Einzelne Vorkommen auch in England und im südlichsten Teil Schwedens.
Da die natürlichen Lebensräume die sich durch viel Dynamik auszeichnen, weitgehend verschwunden sind, ist auch die Kreuzkröte stark in Bedrängnis geraten. Sie konnte sich fast nur noch in künstlichen Lebensräumen halten, die eine ähnliche Dynamik aufweisen. Solche Ersatzlebensräume gehören erhalten und müssen auch regelmässig gepflegt werden, wenn sie nicht mehr der ursprünglichen Nutzung unterliegen. Ansonsten droht die Verbuschung und Bewachsung der Tümpel und die Kröte wandert ab. Leider werden solche Lebensräume aber immer wieder rekultiviert um sie wieder wirtschaftlich nutzen zu können. Darunter leidet nicht nur die Kreuzkröte sondern viele andere Tier- und Pflanzenarten die auf Pionierlandschaften angewiesen sind.
Ein langfristiges Ziel ist sicher, die natürliche Dynamik unseren Seen und Flüssen mindestens teilweise wieder zurückzugeben. So können auf natürliche Art und Weise wieder Lebensräume für Pionierarten wie die Kreuzkröte entstehen.
Schweiz: stark gefährdet (EN)
Deutschland: gefährdet (3)
Österreich: vom Aussterben bedroht (1)