Gemeine Geburtshelferkröte

(Alytes obstetricans) auch: Glockenfrosch, "Glögglifrösch", Fesslerkröte, Eiertragende Kröte

[ Merkmale | Verwechslungsarten | Kaulquappen | Laich | Lebensweise und Lebensraum | Verbreitung | Gefährdung/Schutz | Literatur ]

Steckbrief:

Geburtshelferkröte, alytes obstetricans
Geburtshelferkröte Männchen

Grösse:
3.5 - 5cm.
Merkmale:
Oben grau bis graubraun, unten silbergrau. Seitlich je eine Reihe runder Warzen. Keine Schallblasen.
Stimme:
Piepston, von weitem wie Glockengeläut.
Play: Rufe Geburtshelferkröte
Nahrung:
Würmer Gliederfüssler.
Fortpflanzung:
Landpaarung. M wickelt bei der Paarung Laichschnüre um die Hinterbeine und trägt sie bis zum Schlüpfen der Larven. Diese setzt es in kühle, meist stehende Gewässer ab.
Sommer:
Trockene Hänge von Kies- und Lehmgruben sowie Steinbrüchen.
Überwinterung:
An Land im Boden.
Laich
Undurchsichtig gelbliche Ballen auf dem Rücken der Männchen getragen
Larven:
Oberseite braun, Unterseite dunkel, 60-70mm, häufig Überwinterung
Verbreitung:
Alpennordseite bis 1650m.
Verwechslung:
Flüchtig betrachtet mit Unken zu verwechseln.
Kalender:

Aktivitäts-Phasen Alpenkammmolch  (Erklärung)

Erklärung zu Kalender

1 2 3 Monate
  Winterruhe
  Aktivität ausserhalb Laichzeit
  Laichzeit
  Landpaarungszeit
Gefährdung:
CH: stark gefährdet (EN), D: gefährdet (3), AT: kommt hier nicht vor

Merkmale, Charakteristik

Die Gemeine Geburtshelferkröte wird zwischen 3.5 und 5 cm gross. Die Oberseite ist braun bis grau und mit kleinen Warzen übersäht. An den Flanken befinden sich meist rötliche Warzenreihen. Die weissliche, gekörnte Unterseite ist oft grau gefleckt.

Die Pupillen der Geburtshelferkröte sind senkrecht schlitzförmig. Der Kopf ist breit und die Schnauze spitz. Das Trommelfell hinter dem Auge ist gut sichtbar, ebenso sind die Ohrdrüsenleisten (Parotiden) gut ausgebildet. Die Beine sind kurz mit rötlicher Unterseite.

Tonanalyse der Geburtshelferkröte - fast reiner Sinus Die Rufe der Männchen sind ein fast reiner Sinus im Oszillogramm

Die Rufe der Männchen der Geburtshelferkröte sind ein sehr helles und flötenreines "üh.. üh.. üh..". Die Variationen der Töne sind nur bei mehreren Tieren hörbar. Ein einzelnes Individuum besitzt immer die selbe Tonlage, die jedoch von Tier zu Tier sehr verschieden ist. Der kurze helle Ton ist ein fast reiner Sinus-Ton wie aus nebenstehendem Bild sichtbar wird. Von weitem erinnern die Töne einer Gruppe rufender Männchen an ein Glockengeläut, was dem Tier auch den Namen Glockenfrosch gegeben hat.

Verwechslungsarten

Art
Unterscheidungsmerkmale
  • Pupillen waagrecht elliptisch
  • Grössere Parotiden
  • Pupillen waagrecht elliptisch
  • Grössere Parotiden
  • Gelbe Rückenlinie
Unken
  • Keine Parotiden
  • Gefleckter Bauch

Larven

Kaulquappe Geburtshelferkröte
Kaulquappen Geburtshelferkröte

Grösse (ausgew.)
60-70mm (90mm)
Färbung
Oberseite braun, Unterseite oft fast schwarz mit grösseren hellen Flecken
Schwanz
Flossensaum ohne Netzstruktur, mit kleinen dunklen und etwas grösseren hellen Flecken
Merkmale
Rumpf mit durchsichtigem Rand, heller Längsstreifen auf Unterseite
Nahrung
Algen, Pflanzenreste
Metamorphose
September, Oktober, häufig Überwinterung

Laich

Laich der Geburtshelferkröte
Der Laich der Geburtshelferkröte ist um die Hinterbeine des Männchens gewickelt.

Art
Ballen auf dem Rücken der Männchen getragen
Grösse Ballen
20-70 Eier
Ort
Auf dem Rücken der Männchen getragen
Eier
Gelblich mit fester Hülle, Eikern von aussen nicht sichtbar.
Vorkommen
Ende März bis Anfang April
Entwicklung
20-50 Tage

Lebensweise und Lebensraum

Der Name Geburtshelferkröte rührt von der Eigenart der Kröte her, echte Brutfürsorge zu betreiben. Diese kommt bei Amphibien sehr selten vor. Die meisten überlassen nach dem Ablaichen ihre Nachkommen ihrem Schicksal. Nicht so die Geburtshelferkröte.

Die Paarungszeit der Geburtshelferkröte dauert von März bis in den August, teilweise auch September. In dieser Zeit lassen sich in der Dämmerung oder nachts von weitem die hellen Rufe der Männchen hören, die die Weibchen anlocken. Die Rufe werden meist an feuchtwarmen Tagen aus Erdhöhlen oder unter Steinen vorgetragen.

Geburtshelferkröte in Erdhöhle
Geburtshelferkröte versteckt in Erdloch

Männchen Geburtshelferkröte mit Eier im Versteck
Das Männchen sucht ein Versteck auf sobald es die Eier vom Weibchen übernommen hat

Die Paarung spielt sich vollständig an Land ab. Wenn sich ein Weibchen einem Männchen nähert, wird es von diesem in der Lendengegend umklammert. Danach folgt eine längere Stimulierungsphase des Männchens, ehe das Weibchen 20 bis 70 Eier innerhalb einigen Sekunden aus der Kloake austösst. Das Männchen bildet mit den Hinterbeinen ein Körbchen in dem die Eier besamt werden. Danach wickelt es sich die Laichschnur um seine Hinterbeine und verläst das Weibchen. Ein Männchen kann während mehreren Tagen weitere Eier von ein bis selten zwei Weibchen aufnehmen. Anschliessend begibt es sich in ein Versteck und trägt die Eier 20-50 Tage mit sich herum. Sind die Larven schlüpfbereit, wandert es an ein passendes Gewässer. Nachdem die Eier einige Minuten Wasserkontakt hatten, schlüpfen die Larven. Sie sind zwischen 12-20 mm gross und schon recht weit entwickelt. Das Männchen beginnt danach wieder zu Rufen und kann sich während der ganzen Saison noch weitere 2 bis seltener 3 mal fortpflanzen. Die Kaulquappen entwickeln sich innerhalb 3-5 Wochen zur jungen Geburtshelferkröte und wandeln sich entweder noch im Herbst oder überwintern im Gewässer und wandeln sich erst im kommenden Mai oder Juni um. Dies hängt ab vom Schlüpfzeitpunkt, der Wassertemperatur oder dem Nahrungsangebot.

Die Geburtshelferkröte ist nach 2-3 Jahren geschlechtsreif und erreicht ein Alter von bis zu 8 Jahren.

Das Fortpflanzungsgewässer kann sehr unterschiedlich gestaltet sein. Sowohl Tümpel von wenigen Quadratmetern Grösse bis zu grossen Weihern werden genutzt. Die Besonnung und die Bepflanzung scheinen eine untergeordnete Rolle zu spielen. Es werden verschiedene Tümpel in Steinbrüchen und Gruben, Feuerweiher, Gewässer in Auengebieten oder gar stille Stellen in Bächen oder Flüssen besiedelt. Die Gewässer sollten ganzjährig Wasser führen, so dass die überwinternden Kaulquappen überleben können. Fische in grösserer Dichte oder wenn keine Versteckmöglichkeiten für die Kaulquappen vorhanden sind werden zu einem Problem für die Geburtshelferkröte, da der Nachwuchs nicht überleben kann.

Der Landlebensraum sollte sich möglichst nahe beim Gewässer befinden. An diesen stellt die Geburtshelferkröte wesentlich spezifischere Anforderungen. Geburtshelferkröten bevorzugen sonnige Lebensräume, die meist vegetationsarm und von lockerem Gestein, Sand oder lockerem Humus oder Lehm durchsetzt sind. Heute finden sich solche Gebiete zu einem grossen Teil in Bodenabbauzonen wie in Kies- oder Lehmgruben oder Gärten. Wie auch die Kreuzkröte musste sie vielerorts in künstlich geschaffene Lebensräume umziehen, da die natürlichen weitgehend verschwunden sind. Ursprünglich war die Geburtshelferkröte in Rutschhängen, in Auengebieten, Geröllhalden oder Bachböschungen verbreitet. Gut besonnte Waldränder und extensive Weiden werden ebenfalls besiedelt. Die Geburtshelferkröten leben nachtaktiv. Tagsüber verstecken sie sich unter Geröll, Steinplatten oder in Erdhöhlen, Holzstapel oder Steinhaufen. Nachts jagen sie kleine Insekten, Asseln, Würmer und Spinnen.

Verbreitung

Verbreitung Geburtshelferkröte in der Schweiz

copyright KARCH September 2002, Kartengrundlage GEOSTAT (BFS) BLT

CH: Auf der Alpennordseite zwischen 200-700m, teilweise bis 1500, va. im Emmental verbreitet, jedoch stark im Rückgang begriffen.

Europa: Vor allem in Westeuropa verbreitet, im Südwesten Deutschlands, in Belgien, Frankreich und der Iberischen Halbinsel.

Gefährdung und Schutz

Der Verlust und die Veränderung der Lebensräume der Geburtshelferkröte führte zu einem dramatischen Rückgang dieser Art in der Schweiz. Die Verbuschung und damit Beschattung des Landlebensraumes, der Verlust von Unterschlupfstrukturen (Versiegelung von Mauern und Spalten, Entfernen von Steinhaufen oder Holzbeigen) oder der Verlust geeigneter Gewässer oder deren Besatz mit Fischen sind Gründe für diesen Rückgang. Die Intensivierung der Landwirtschaft kann ebenfalls zur Auslöschung von Populationen führen. Der Rückgang der Bestände in gewissen Gebieten kann jedoch nicht erklärt werden.

Die noch vorhandenen Populationen sollten erhalten und gefördert werden. Vorhandene Gewässer sollten vor Fischbesatz oder der Zerstörung bewahrt werden, und neue Gewässer angelegt oder bestehende aufgewertet werden. Versteckstrukturen an sonniger Lage müssen ebenfalls erhalten und mit weiteren Elementen an geeigneten Standorten ergänzt werden. Lockere oder sandige Böschungen dürfen nicht beschattet werden und sind höchstens extensiv zu nutzen.

Rote Listen

Schweiz: stark gefährdet (EN)
Deutschland: gefährdet (3)
Österreich: kommt hier nicht vor

Literatur, Quellen