[ Verwandte Arten | Merkmale | Verwechslungsarten | Kaulquappen | Laich | Lebensweise und Lebensraum | Verbreitung | Gefährdung/Schutz | Weitere Informationen | Literatur ]
Erklärung zu Kalender
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Landpaarungszeit |
Dem Europäischen Laubfrosch sehr ähnlich und äusserlich von diesem kaum zu unterscheiden. Ebenso ist sein Lebensraum und seine Lebensweise gleich wie beim Europäischen Laubfrosch (siehe bei diesem). Die Laubfrösche aus dem Tessin und Italien gehören zu dieser Art. Lange galt diese Art dem hyla arborea zugehörig und wurde erst in den letzten Jahren als eigene Art erkannt.
Runde Haftscheiben an den Zehen und Fingern befähigen den Laubfrosch
zum klettern
Die grosse kehlständige Schallblase ermöglicht sehr laute Rufe
Der Laubfrosch ist die kleinste einheimische Froschart. Er erreicht eine Grösse von 3-4 cm, selten über 4.5 cm. Seine Oberseite ist glatt und leuchtend grün gefärbt. Eine Fleckung ist normalerweise nicht vorhanden. Je nach Stimmung des Froschs und Strukturierung des Untergrunds auf dem er sitzt können aber auch bläulich grüne bis gelbe und temporär gefleckte Exemplare auftreten. Ähnlich wie bei den Wasserfröschen kann auch die Temperatur eine Einfluss auf die Färbung haben. So sind Laubfrösche bei höheren Temperaturen generell heller grün gefärbt. An den Flanken trennt ein dünner weisser Streifen, die grüne Oberseite von der Bauchseite. Gegen den Bauch hin geht das Weiss abrupt in ein breiteres Schwarz bis Dunkelbraun über, das gegen unten wiederum in eine weissliche Bauchseite ausläuft. In der Hüftgegend wölbt sich dieser Streifen nach oben und vorne und bildet die sogenannte Hüftschlinge. Diese Schlinge ist je nach Individuum unterschiedlich. Die Streifen führen am anderen Ende bis zum Auge. Zwischen diesem und dem Oberarm ist die Färbung unterhalb der Streifen grün bis zur Oberlippe hin. Die Kehle ist bei den Männchen bräunlich bis gelblich und faltig (kehlständige Schallblase) und die der Weibchen heller und glatt.
An den Spitzen von Fingern und Zehen sind rundliche Haftscheiben ausgebildet, die den Laubfrosch zum Klettern befähigen. Beim Klettern werden diese Haftscheiben an die Unterlage gepresst und durch eine leichte Rückwärtsbewegung fixiert. Dabei wird ein Sekret ausgesondert, das die Haftfähigkeit zusätzlich unterstützt. Die Haftscheiben sind aus mikroskopisch kleinen säulenartigen Strukturen aufgebaut. Damit kann der Laubfrosch selbst an spiegelglatten Oberflächen emporklettern. Ein gewisses Klettervermögen besitzen zwar auch die anderen Amphibien. Vor allem die noch leichten Jungtiere können sich durch Adhäsionskräfte an glatten Wänden emporhieven. Allerdings rutschen sie dabei regelmässig wieder ab.
Die Pupille ist waagrecht elliptisch, die Iris ist dunkel gespränkelt und leuchtet goldgelb. Die Schnauze ist abgerundet, der Kopf breit. Das Trommelfell ist gut sichtbar und etwa halb so gross wie der Augendurchmesser. Die Zehen sind mit Schwimmhäuten verbunden und die Hinterbeine relativ lang.
Die kehlständige, vergleichsweise grosse Schallblase der Männchen der Laubfrösche befähigt diese zu lauten Rufern. Das Quaken ist oftmals über mehr als einen Kilometer zu hören. In einem Abstand von 50 cm von einem Individuum wurden Lautstärken an die 87db gemessen. Die Rufe sind ein rhythmisches, hartes "äp..äp..äp" mit rund 4-6 Einzelrufen pro Sekunde. Die Ruffolge dauert rund 5 Sekunden, darauf folgt eine Längere Pause.
Der Laubfrosch kann sehr unterschiedlich gefärbt sein (Bild: Dirk Frühling)
Weitere Bilder vom Europäischen Laubfrosch in der Bildergalerie.
Rufender Laubfrosch auf Ast
Juveniler Laubfrosch sitzt auf Brombeerblatt
Lebensraum des Laubfroschs (Auried bei Laupen BE)
Der Laubfrosch kann als einzige mitteleuropäische Froschlurchart die dritte Dimension erobern. Seine Haftscheiben an den Zehen befähigen ihn zum Klettern. Auf den Sträuchern stellt er seiner Beute nach, vorwiegend Zweiflügler und Käfer. Die Sträucher sollten grosse Blätter aufweisen und blütenreich sein, um die Insekten anzulocken. Die Brombeere ist ein beliebter Aufenthaltsort. Der Laubfrosch ist vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Dann stellt er der Beute am Boden nach, wie etwa Käfern, Spinnen und anderen Insekten. Der Laubfrosch ist sehr agil. Er kann weit hüpfen, rennen und bewegt sich auch auf Sträuchern sehr wendig. Er hangelt sich manchmal kopfüber durch das Geäst und springt auch zielsicher Blätter und Äste in mehreren Dutzend cm an.
In den Monaten April, Mai wenn die Temperaturen am Abend höher als 12-14°C liegen, wechseln sie abends zu ihrem Laichgewässer. Erst sind nur einzelne Stimmen zu hören. Doch sobald es eindunkelt, nimmt das Gequake zu und wird bald zu einem ohrenbetäubenden Balzgesang. Die Rufchöre dauern bis kurz nach Mitternacht an. Ihre laute Stimme verdanken sie der grossen Schallblase an der Kehle, die ihre Stimme stark verstärkt. So ist eine grosse Laubfroschkolonie über weite Distanzen hörbar. In diese Schallblase pressen sie beim Quaken Luft und erzeugen so ihre Laute. Die Blase bleibt stets luftgefüllt, auch zwischen den Quakserien. Beim Quaken nimmt ihr Volumen zu und ab. Erst nach beenden des Quakens lassen sie die "Luft raus".
Durch die zunehmende Dunkelheit verlegen die Frösche ihre Balzplätze näher ans Ufer. Dadurch kann man sie ganz aus der Nähe beobachten. Dabei grenzen sich die Männchen voneinander ab. Ihr Rufterritorium hat etwa einen Radius von 50 cm, bei höherer Laubfroschdichte gelegentlich auch weniger. Manchmal werden auch Sitzwarten auf Sträuchern eingenommen die über das Wasser ragen.
Das Quaken der Laubfrosch Männer soll paarungsbereite Weibchen anlocken. Sobald sich ein solches dem Männchen nähert wird es besprungen und das Männchen klammert sich in der Achselgegend des Weibchens fest. Das Männchen unterbricht dabei seinen Balzgesang. Männchen mit lauter Stimme wirken auf die Weibchen besonders attraktiv.
Das Rufen braucht viel Energie, so dass die Männchen während der Fortpflanzungszeit an die 13% ihres Körpergewichts verlieren.
Die Laubfrosch-Weibchen legen etwa walnussgrosse Laichballen mit ca. 30-100 Eiern, die an Wasserpflanzen befestigt werden. Beim Austritt aus der Kloake werden diese sofort vom Männchen besamt. Aus den Eiern schlüpfen bei warmer Witterung nach 2-3 Tagen die Kaulquappen. Laichballen, die an den Boden in kühlere Wasserschichten gesunken sind brauchen ein paar Tage länger um sich zu entwickeln. Daraus schlüpfen goldgrün glänzende Kaulquappen, die sich binnen 2-3 Monaten zum landlebenden Tier verwandeln.
Die Laichgewässer sind sehr gut besonnt, fischfrei und eher flach mit vegetationsreichen Wechselwasserzonen. Die Grösse des Gewässers spielt weniger eine Rolle als das Alter. Alte, verwachsene Gewässer mit einem hohen Prädatorendruck (Fressfeinde) werden gemieden. Ebenso sind völlig kahle Gewässer wenig geeignet. Der Laubfrosch nimmt eine Mittenstellung ein zwischen den Pionierarten und den Arten die ausdauernde, ältere Gewässer bevorzugen. Ein ideales Gewässer hat ein Alter von schätzungsweise 2-5 Jahren. Ältere Gewässer können ebenso geeignet sein, wenn sie ausserhalb der Fortpflanzungszeit regelmässig austrocknen oder überschwemmt werden. Neu entstandene Gewässer werden rasch besiedelt, da der Laubfrosch nicht an ein bestimmtes Gewässer gebunden ist. Die Umgebung der Gewässer sollte reich an Blütenstauden sein und Gehölzen die sonnenexponierte Sitzwarten bieten. Diese Gewässer liegen in Flussauen, überschwemmten Wiesen, Kies- und Lehmgruben und auch Gärten.
Die Männchen halten sich im Frühjahr und Frühsommer vorwiegend an den Gewässern auf. Die Weibchen suchen das Wasser nur kurzzeitig zur Eiablage auf.
Im Sommer suchen die Laubfrösche windgeschützte und sonnige Plätze auf, wo sie in der Krautschicht oder hoch oben in Gehölzen anzutreffen sind. Ufergehölze, Hecken oder gebüschreiche Waldränder sind besonders geeignet. Die Landlebensräume liegen maximal 1 km vom Gewässer entfernt. Im Spätsommer kann man die Männchen wiederum aus Gehölzen rufen hören. Die Rufe sind jedoch spärlicher und werden dann vor allem tagsüber bei Sonnenschein geäussert.
Je nach Witterung suchen die Laubfrösche im Laufe des Oktobers das Winterquartier auf. Dieses befindet sich an einem frostgeschützten Ort wo sie den Winter in Kältestarre überdauern. Geeignete Orte sind grosse Laubhaufen, Asthaufen, Wurzelstöcke und Spalten und Höhlen in Boden und unter Steinen.
copyright KARCH September 2002, Kartengrundlage GEOSTAT (BFS) BLT
CH: Inselartige Vorkommen vorwiegend entlang der Flüsse der Alpennordseite
Europa: Ganz Mitteleuropa, Nördlicher Teil der iberischen Halbinsel, Osteuropa bis knapp vor Russland, Balkan.
Italienischer Laubfrosch:
copyright KARCH September 2002, Kartengrundlage GEOSTAT (BFS) BLT
CH: Tessin entlang der Flüsse
Europa: Italien
Der Laubfrosch war einst eine weit verbreitete Froschlurchart. So wurde er früher oft als Wetterfrosch missbraucht und in Gläsern gehalten, wo er qualvoll zu Grunde ging. Heute ist sein Bestand auf einen kleinen Rest geschrumpft. Vor allem in der Schweiz war sein Rückgang dramatisch, in Deutschland ist sein Bestand zwar auch stark zurückgegangen, jedoch in geringerem Ausmasse. Schutzmassnahmen, insbesondere die Neuanlage von Gewässern, in den letzten Jahren konnten seinen Stand stabilisieren, doch ist sein Überleben noch lange nicht gesichert. Vor allem das Verschwinden von geeigneten Lebensräumen ist für diesen Rückgang verantwortlich. Auenlandschaften sind durch Flussbegradigungen weitgehend verschwunden, Niedermoore wurden trockengelegt und wiederum andere Standorte sind aufgrund der fehlenden Dynamik verwaldet. Durch die grosse Wandertätigkeit werden Laubfrösche ebenfalls zu Verkehrsopfern. Dies wird aber oft nicht bemerkt, da sie nicht konzentriert wandern wie etwa der Grasfrosch oder die Erdkröte.
Ein Laubfrosch braucht nicht nur ein Gewässer, sondern auch geeignete Sommerlebensräume in der näheren Umgebung. Er vagabundiert oft auch umher nach der Suche von neuen Gewässern. Eine Vernetzung verschiedener Gewässer in natürlicher Umgebung ist somit wichtig, auch um den genetischen Austausch zwischen den Populationen sicherzustellen. In ausgeräumten Landschaften sollte wieder mehr Wildnis zugelassen werden. Brombeerhaine wurden oftmals zerstört, da diese als ungepflegt betrachtet werden und zusätzliches Land gewonnen wurde.
Wo die natürliche Dynamik nicht mehr spielen kann sind regelmässige Pflegeeinsätze unerlässlich. Die Gewässer müssen offen gehalten werden und Gehölze zurückgeschnitten werden, so dass eine starke Besonnung gewährleistet bleibt. Die regelmässige Neuanlage von Gewässern in bestehenden Gewässerlandschaften (Wanderbiotope) oder das Ausräumen verwachsener Tümpel ist notwendig.
Schweiz: Stark gefährdet (EN)
Deutschland: Stark gefährdet (2)
Österreich: Stark gefährdet (2)