[ Merkmale | Verwechslungsarten | Kaulquappen | Laich | Lebensweise und Lebensraum | Verbreitung | Gefährdung/Schutz | Literatur ]
Erklärung zu Kalender
1 2 3 | Monate |
Winterruhe | |
Aktivität ausserhalb Laichzeit | |
Laichzeit | |
Landpaarungszeit |
Die plump wirkende Erdkröte wird in Mitteleuropa bis zu 9 cm (Männchen) bzw. 11 cm (Weibchen) gross. Im südlichen Teil Europas erreichen die Männchen eine Grösse von 11 cm und Weibchen 15 cm.
Die Haut ist mit vielen deutlich sichtbaren Warzen bedeckt. Die Farbe der Oberseite ist sehr vielgestaltig, sie reicht von verschiedenen Brauntönen hin zu grau oder gar orange und rosatönen. Auch gestreifte und unregelmässig gefärbte Exemplare kommen vor. Manchmal sind sie auch gefleckt oder getupft. Männchen sind in der Regel dunkler, Weibchen eher rötlich braun. Die Unterseite ist grau oder weisslich und dunkel gesprenkelt. Ein einzelnes Tier kann seine Farbe im Laufe des Jahres auch wechseln. Dies hängt etwa vom Wasseraufenthalt, Häutungszyklus und der Jahreszeit ab.
Die Erdkröte kann sehr variabel gefärbt sein. Die Färbung reicht von dunkelbraun über olivgrün bis orange. Manchmal sind auch unregelmässig gestreifte oder gefleckte Exemplare möglich. (4. Bild: Petra Lemmermöhle)
Hinter den Augen sind grosse Drüsenwülste (sog. Parotiden) sichtbar. Aus diesen sondern die Erdkröten Hautgifte ab. Diese Hautgifte können auf den Beutegreifer eine lähmende Wirkung auf Rückenmark und Gehirn haben sowie deren Blutdruck steigern. Diese Hautgifte enthalten unter anderem Bufadienolide und Bufotenine. Die Hautgifte dienen zudem zum Schutz der Haut vor Mikroorganismen. Der Kopf ist breit und die Schnauze kurz. Das Trommelfell hinter dem stark hervortretenden Auge ist nur schwach sichtbar. Die Pupillen sind waagrecht elliptisch und die Iris rotgolden bis kupferfarben. Die Hinterbeine der Erdkröte sind relativ kurz. Die Ferse des nach vorne umgelegt Hinterbeins erreicht beim Männchen das Trommelfell und beim Weibchen nur die Achselgegend. Die Erdkröten laufen lieber als dass sie hüpfen. Bei Gefahr bewegen sie sich aber auch mit kurzen Sprüngen vorwärts.
Die kleineren Männchen haben kräftigere Vorderbeine und einen flacheren Kopf als die Weibchen. Sie besitzen jedoch im Gegensatz zu den Kreuz- und Wechselkröten keine Schallblasen. Ihr Ruf ist daher auch relativ leise und nur aus wenigen Metern Distanz zu hören. Der Paarungsruf tönt nach einem metallischen "üh..üh..üh" mit knapp 1.5 Rufen pro Sekunde. Der Befreiungsruf, der etwa bei versuchter Fehlpaarung ausgestossen wird, ist mit 2-3 Rufen in der Sekunde rascher.
Weitere Bilder der Erdkröte in der Bildergalerie
Zeitig im Frühjahr beginnen die Erdkröten mit der Wanderung zu ihrem angestammten Laichgewässer. Der Höhepunkt der Wanderung ist dabei im März, Anfang April zu beobachten. Sie sind etwas später unterwegs als der Grasfrosch. Einzelne Erdkröten können sich bei warmer Witterung bereits Ende Februar auf Wanderschaft begeben. Dabei suchen sie in den allermeisten Fällen ihren Geburtsort auf, selbst dann, wenn das Gewässer nicht mehr existiert. Das beste Wanderwetter sind regnerische Nächte mit Temperaturen über 5°C. Die Wanderdistanzen können mehrere Hundert Meter bis einen Kilometer betragen. Oftmals sind die Erdkröten bereits auf Wanderschaft verpaart und die Männchen kommen im Huckepack am Laichgewässer an.
Erdkröten spannen ihre Laichschnüre um Äste oder Röhricht
Als Laichgewässer dienen der Erdkröte mittelgrosse bis grosse Weiher oder
Seen
Nicht jedes Männchen findet auch ein Weibchen mit dem es sich paaren kann. Weibchen sind nämlich stark untervertreten, da ein Erdkrötenweibchen nicht jedes Jahr ablaicht. So hat es oft 3 bis 8 mal mehr Männchen als Weibchen. Die sehr paarungslustigen Männchen klammern sich an alles, das nach Weibchen aussieht, sei es auch nur ein Stück Holz. Der Irrtum wird dann aber doch entdeckt. Will ein Männchen auf ein Tier gleichen Geschlechts aufsitzen, stösst dieses einen Befreiungsruf aus, um auf den Irrtum aufmerksam zu machen. Dieser Ruf ist etwas schneller und häufiger zu hören als der eigentliche Paarungsruf. Manchmal wird auch ein Weibchen von mehreren Männchen umklammert, die um die Gunst des Weibchens buhlen. Dies kann für das Weibchen tödlich enden, wenn es durch die schwere Last zu lange unter Wasser gedrückt wird. Hat ein Männchen ein Weibchen ergattert, so klammert sich dieses mit seinen Vorderarmen in der Achselgegend seiner Partnerin fest (Amplexus). Konkurrenten werden dann mit festen Fusstritten auf Distanz gehalten.
Wegen ihrer Laichplatztreue laichen die Erdkröten stets in ausdauernden Gewässern, die meist tiefer als 50 cm sind und mit Vorteil Röhricht aufweisen. Um diese Pflanzen oder an Ästen im Wasser spannen sie ihre Laichschnüre. Diese können mehrere Meter lang sein und enthalten zwischen 1000 und 3000 Eier, die in zwei bis vier Reihen angeordnet sind. Das Weibchen presst die Laichschnur in mehreren Schüben aus seiner Kloake, worauf sie das Männchen umgehend besamt indem es mit seinen Hinterbeinen einen Trichter formt und das Sperma darauf spritzt. Das Männchen wird vom Weibchen dazu stimuliert, indem dieses ein Hohlkreuz formt und wellenförmige Muskelkontraktionen ausübt. Das Paar wechselt dazwischen jeweils seinen Standort, so dass die Schnüre gut gespannt werden. Das gesamte Ablaichen kann 6 bis 12 Stunden dauern.
Gewisse Populationen der Erdkröte besiedeln jedoch auch dynamischere Lebensräume mit temporären Weihern und Tümpeln, wie etwa Lehm- und Kiesgruben oder Auengebiete. Diese Kröten sind weniger an das Laichgewässer gebunden, deren Verhalten ähnelt mehr dem der Kreuzkröten. Die Laichzeit ist auch länger und es sind weniger Exemplare am Laichgewässer anzutreffen. Männchen rufen dann auch häufig nach einem Weibchen. In solchen Populationen können selbst im Mai oder Juni noch laichende Erdkröten Paare beobachtet werden.
Die befruchteten Eier entwickeln sich nach ungefähr einer Woche zu Kaulquappen. Erst bleiben sie noch an die Eier gebunden, nach ca. 10 Tagen schwimmen die fast schwarzen Quappen frei herum. Dabei ist ein deutliches Schwarmverhalten festzustellen. Die Larven blieben dicht beisammen und stossen bei Feindkontakt einen Schreckstoff aus, der den Angreifer fernhalten soll und die anderen Kaulquappen zur Flucht veranlasst. Daher erträgt die Erdkröte auch Teiche mit gewissem Fischbesatz. Ende Juni verlassen die nur knapp 1 cm messenden Krötchen oft massenweise das Wasser. Die Abwanderung wird durch Regen gestützt und kann auch am Tag erfolgen. Oft wird im Volksmund wegen dem zahlreichen Aufkommen von jungen Kröten auch von einem Froschregen gesprochen. Die Jungkrötchen wandern dann in die Sommerlebensräume ab und nehmen bereits nach wenigen Wochen die nächtlichen Verhaltensweisen ihrer Eltern an. Nach 3-5 Jahren sind sie geschlechtsreif und erreichen ein Alter von maximal 10-12 Jahren. In Gefangenschaft wurde eine Erdkröte 36 Jahre alt.
Die Umwandlung zum landlebenden Tier erfolgt fast gleichzeitig. Die
Jungkröten warten günstige Witterung ab und verlassen dann in Massen das
Laichgewässer.
Nicht nur bei dieser Abwanderung, sondern vor allem bei der Zuwanderung zum
Laichgewässer müssen jedes Jahr Tausende von Tieren auf den Strassen das Leben
lassen. Das Verhalten der Kröten verstärkt dieses Massaker, weil sie bei
Gefahr erstarren und eine Schreckstellung einnehmen, was das Auto aber kaum
beeindruckt. Die Wanderung über die Strasse verläuft langsam, da Erdkröten
selten hüpfen sondern mehrheitlich kriechen. Oft legen sie eine Rast ein, um sich auf dem
meist wärmeren Asphalt aufzuwärmen.
Im Sommer leben die Erdkröten in Wäldern, Wiesen oder auch in naturnahen Gärten. Krautreiche Wälder, die relativ offen sind, scheinen besonders beliebt zu sein. Es werden dabei auch wechselfeuchte oder trockene Wälder besiedelt. Stark trockenwarme Habitate werden jedoch eher gemieden. Der Sommerlebensraum kann dabei, besonders bei Weibchen, bis zu 3 Kilometer vom Laichgewässer entfernt sein. Sie sind vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Sie jagen dann vorwiegend Gliederfüsslern, Regenwürmern und Nacktschnecken nach. Dabei merken sie sich gute Beuteplätze. Das Jagdrevier einer Erdkröte hat häufig einen Durchmesser von 100 Meter. Sie bleiben diesem Ort über Wochen bis Monate treu und suchen ihn oft auch in den folgenden Jahren auf. Tagsüber bleiben sie in Verstecken wie Erdlöchern, Laub- oder Asthaufen. Einzelne Tiere begeben sich auch wieder vorübergehend ins Wasser, wo die Männchen auch in den Sommermonaten gelegentlich quaken.
Im Herbst, meistens Ende August, Anfang September, wandern die Erdkröten oft schon eine Gewisse Strecke in Richtung Laichgewässer. Den Winter verbringen sie in frostsicheren Verstecken in Wäldern, meist graben sie sich dazu im Waldboden ein.
copyright KARCH September 2002, Kartengrundlage GEOSTAT (BFS) BLT
CH: In der ganzen Schweiz verbreitet, in bis zu 2200m Höhe
Europa: In nahezu ganz Europa verbreitet, fehlt nur in Irland und im äussersten Norden Skandinaviens und den meisten Mittelmeerinseln. Gehört zu den am weitesten verbreiteten Amphibien weltweit.
Krötenzäune verhindern oft den Strassentod der Erdkröten
Dadurch dass die Erdkröte vorwiegend tiefere und grössere Weiher und auch Seen besiedelt, die ebenfalls dem Menschen wertvoll erscheinen, sind noch einige Lebensräume erhalten geblieben. So ist die Art auch heute noch häufig. Ein Problem ist die Zerstückelung der Landschaft durch Strassen und Siedlungen. So werden deren Wanderrouten unterbrochen und viele Erdkröten finden den Tod auf den Strassen. Die Ortstreue zu ihrem Laichgewässer wird dann einer Population zum Verhängnis wenn ihr Laichgewässer zerstört wird. Sie ist dann kaum in der Lage, einen neuen Lebensraum zu besiedeln, auch wenn dieser eigentlich geeignet ist. Eine Neubesiedlung neuer Gewässer erfolgt nur langsam von wenigen Tieren. So kann die Population aussterben, noch bevor sie eine überlebensfähige Grösse am neuen Raum erreicht hat. Viele Tiere finden auch den Tod in Strassenschächten, in die die Kröten auf ihrer Wanderschaft fallen können, da die Randsteine sie oft direkt in die Grube leiten.
Beim Schutz der Erdkröte hat der Erhalt der bestehenden Laichgewässer Vorrang. Die Gefahr vom Strassentod kann durch bauliche Massnahmen wie Krötentunneln oder Froschzäunen oder gar Sperrungen in den Wandernächten zu einem grossen Teil abgewendet werden. An Froschzäunen entlang kritischer Strassenabschnitte tragen zahlreiche Freiwillige die Kröten jedes Frühjahr sicher über die Strasse. Froschtunnel unter den Strassen hindurch sind definitivere Massnahmen, doch müssen sie fachgerecht gebaut werden, da sie sonst nicht genutzt werden.
Schweiz: gefährdet (VU)
Deutschland: nicht gefährdet
Österreich: gefährdet (3)