Amphibien in der Kläranlage

Eine Geschichte der Frühjahrswanderung des Grasfroschs Froggie zu seinem Laichgewässer auf Umwegen. Eine Geschichte, wie sie sich täglich in einer Kläranlage ereignet.

Auf dem Weg zum Laichgewässer oder von ihm weg können Schächte zu Fallgruben werden.
Besonders dann, wenn die Froschlurche den hohen Randstein nicht überwinden können, wandern sie diesem entlang und treffen über kurz oder lang auf einen Schacht. In der Hoffnung dort weiterzukommen, plumpst so manches Tier hinein. Zurück geht's nicht mehr.

In den Abwasserkanälen hat Froggie wohl Wasser gefunden, doch ist es nicht sonderlich geeignet dort zu laichen.

Er beschliesst dem Kanal entlang weiter zu wandern. Einzelne Froschlurche bleiben bis zu einigen Monaten in den Rohren. Dabei finden sie oft Fliegen oder anderes fressbares Getier.

Die Rohre werden immer grösser, die Strömung stärker. Froggie wird mitgerissen, schwimmt durch den Rechen und landet wenig später im Sandfang der Kläranlage.

Hier ist es wohl ruhiger, doch gefällt es Froggie auch hier nicht. Er will möglichst rasch aus diesem Becken.
Dies ist nicht ganz so einfach, schliesslich führen die Wände des Beckens einen Meter senkrecht nach oben. Doch da entdeckt er eine Rampe. Entschlossen schwimmt er auf sie zu und hüpft diese hinauf, voller Hoffnung auf die Freiheit.

Doch zu früh gefreut. Ehe er sich versieht, landet er am Ende der Rampe in einem Kübel. Wenigstens hat er einige Kumpanen und auch einen Bergmolch getroffen, die ebenfalls den Weg dorthin gefunden haben.

Er muss aber nicht lange warten, die Rettung naht. Wie jeden Tag mehrmals kommt Klärwärter Fritz vorbei und nimmt die Frösche und Kröten aus dem Kübel und legt sie wieder in einen Kübel. Diesmal in einen grösseren und mit feuchter Erde, Gras und Laub ausgelegten.

Dort müssen Froggie und seine Gefährten ausharren bis Fritz , meist zweimal pro Woche, den Kübel in sein Auto packt und zum geeigneten Gewässer fährt. Dort leert er diesen sachte aus. Froggie ist dies alles zuviel, er bleibt im Kübel zurück. Da muss Fritz nachhelfen.

Er nimmt Froggie sachte in die Hände und lässt ihn ins Wasser. Endlich hat Froggie Ruhe und wenige Stunden später findet er auch ein Weibchen.

So hat diese Geschichte doch noch ein gutes Ende gefunden und Froggie ist wohlbehalten im Gewässer angelangt.
Dies muss aber nicht immer so sein. Noch vor wenigen Jahren hatte kaum eine Kläranlage eine Ausstiegshilfe. Die Amphibien blieben in der Anlage gefangen und gingen zugrunde.

In einzelnen Anlagen, die Tropfkörper aufwiesen, wurden die Amphibien bis in den Tropfkörper geschwemmt dort blieben sie auf dem Steinbett und konnten bestens weiterleben, denn in solchen Tropfkörpern wimmelt es von Fliegen. Auch Laich wird dorthin geschwemmt, der sich in der nassen Umgebung entwickeln kann. So hat mancher Tropfkörper eine ansehnliche Amphibienpopulation.

Eine grosse Zahl von Amphibien findet ihr Ende auch schon in den Schächten aus denen sie keinen Ausweg finden. Ausstiegshilfen haben sich hier als einfache Massnahmen bewährt.