Kaulquappen infolge Wassermangel in Gefahr, Hilfe und bitte um rasche Antwort - vielen Dank!

[Bru]

Verfolge seit ein paar Wochen im Wald aufmerksam die Fortpflanzung der Frösche -> Laich -> Kaulquappen.
Bis vor ein paar Tagen hat alles bestens ausgesehen und es wimmelte nur so von Kaulquappen. War nun für 3 Tage abwesend und als ich gestern gegen Abend wieder vor Ort war, stellte ich fest, dass der Wasserstand - aufgrund der Schönwetterlage - nun bedrohlich zurück gegangen ist. Ja zum Teil sind einige Stellen am austrocknen und nach meiner Beurteilung, haben die Kaulquappen so keine Chance, zu überleben. Habe deshalb heute Vormittag und auch abends, zur Not mit Wasser von zu Hause nachgeholfen.

Meine dringende Frage deshalb an die Experten:
- was soll ich unternehmen?
- Hände weg und der Natur ihren Lauf lassen?
- ca. 400 Meter weiter im Wald hat es einen Natur-Teich/Weiher, auch mit Fröschen. Macht es Sinn, die Kaulquappen - soweit überhaupt möglich - einzusammeln und (in einem Wasserbehälter) in diesen Teich zu bringen?

Gehe davon aus, dass wahrscheinlich bereits viele Kaulquappen - aufgrund von Wassermangel - nicht überlebt haben. Ich möchte deshalb unbedingt noch retten, was zu retten ist.

Im Voraus vielen Dank für eine rasche Antwort!

[Froschnetz]

Dass Tümpel austrocknen bevor sich die Kaulquappen entwickeln können kommt hin und wieder vor. Darauf sind die Amphibien vorbereitet, z.B. indem sie in Massen laichen. Man muss also nicht eingreifen, auch wenn es nicht schön aussieht.

Hingegen sind die Amphibien durch menschliches Zutun arg in Bedrängnis geraten, sei es durch den Verlust geeigneter Lebensräume, Strassen, Klimawandel etc. Insofern ist es wiederum legitim, wenn man trotzdem hilft und somit etwas Ausgleich schafft. Also entweder Wasser nachfüllen, was hier vermutlich eher schwierig ist oder sie in unmittelbarer Nähe an einen anderem Teich umsiedeln. Umsiedeln ist allerdings von Gesetzes wegen verboten und nur mit Bewilligung gestattet. Aber ich denke, bei diesem Fall wird keiner Klage erheben. Anders wäre es, wenn man die Kaulquappen in den eigenen Teich holt. Nähe ist wichtig, da die Gefahr besteht, dass man Krankheiten verschleppt oder Arten an Orten bringt wo sie natürlicherweise nicht vorkommen und dort lebende konkurrieren können. 400 m sehe ich noch als nah genug an. Wenn der Teich also geeignet ist und nicht etwa Fische beherbergt, dann kann man sie umsiedeln.

[Bru]

Vorab herzlichen Dank an Froschnetz (Jan Meyer) für die sehr wertvollen Informationen. Diese haben mir im Nachgang bestätigt, dass mein Vorgehen nicht falsch war, denn es kamen schon gewisse Zweifel auf, weil ich mit solchen Sachen nicht vertraut bin. Habe einfach nach gesundem Menschenverstand und Bauchgefühl gehandelt.

Wie im Beitrag beschrieben, war ich recht besorgt über die Situation der Kaulquappen und ich musste rasch handeln, wollte ich noch Leben retten.

Am Montagmorgen ging es deshalb in der Früh wieder zum Standort der Kaulquappen, d.h. zuerst 5 Km mit dem Auto und dann rund 500 Meter zu Fuss, beladen mit 15 Stück gefüllten 1.5 Liter PET-Flaschen. Damit konnte ich sicherstellen, dass genügend Wasser bis am Abend vorhanden war. Abends ging es dann mit diversen Utensilien wieder zu den Kaulquappen:
- zehn PET-Flaschen mit Wasser
- zwei Eimer
- zwei Suppenschöpfer unterschiedlicher Grösse
- ein Kaffee-Sieb
- ein Massbecher 0.5 Liter
- ein Massbecher 1.0 Liter
Für mich war diese Arbeit ein Novum! Es zeigte sich dann rasch, dass für das Einsammeln der Kaulquappen das Kaffee-Sieb bestens geeignet war, aber auch die anderen Werkzeuge fanden Verwendung.

Schätze, dass durch die Umsiedlung in den nahe gelegenen Teich mehrere tausend Kaulquappen so gerettet werden konnten, denn ich war mit beiden Eimern zwei Mal zum Teich unterwegs. Dies dürfte nach meiner Einschätzung dennoch nur etwa 1/10 des Gesamtbestandes ausgemacht haben, der Rest fiel der Trockenheit zum Opfer.

Nun besteht berechtigte Hoffnung, dass sich die Kaulquappen dort gut entwickeln und ihnen dann später als Frosch ein schönes Leben bevor steht.

Ich werde die Entwicklung aufmerksam weiter verfolgen.

Nachfolgend noch ein paar Fotos zu diesem Beitrag.

[Froschnetz]

Tolle Arbeit, die du da geleistet hast. Da war wirklich eine Menge Kaulquappen vorhanden. In einem normalen Jahr mit genügend Niederschlag wäre dieser Tümpel ideal, denn er wird wohl keine Fressfeinde beherbergen. Allerdings besteht halt das Risiko des Austrocknens. Der Ersatzteich sieht auf den ersten Blick nicht schlecht aus. Ich denke da werden einige sich zu Fröschen entwickeln können.

[Bru]

Zwischenbericht vom 10.05.2020
-> 04.04.2020 Feststellung Kaulquappen infolge Wassermangel in Gefahr
-> 06.04.2020 Umsiedlung Kaulquappen in nahe gelegenen Teich

Nach der Umsiedlung vom 06. April verfolgte ich das Geschehen durch 1-2 Besuche pro Woche und ich konnte laufend einen Fortschritt feststellen. Daraus lässt sich schliessen, dass die Kaulquappen den Standortwechsel gut überstanden haben.

Der Laich wurde bereits in der zweiten Hälfte des Monats Februar abgelegt und aufgrund der hohen Umgebungstemperaturen sind inzwischen daraus bereits schöne Fröschlein entstanden und überall wo das Auge hinschaut, sieht man ihre kleinen Köpflein zum Wasser heraus ragen. Die Sprösslinge sind recht neugierig und inzwischen rund 2.0 - 3.5 cm gross. Es sind nicht nur ein paar Dutzend, sondern es sind hunderte und sie fühlen sich hier so richtig wohl. Am späteren Nachmittag geniesst sogar das eine und andere, auf einem am Ufer gelegenen Stein, die warmen Strahlen der Abendsonne.

Da sie noch sehr klein sind, kann man sie bei normalen Aufnahmen auf dem Bild kaum erkennen. Habe deshalb mit meinem Händy ein paar Bilder mit 10-facher Vergrösserung gemacht und damit kommen sie schon recht gut zur Geltung.

Der Regen in den letzten Tagen war dringend nötig, denn der Wasserspiegel im Teich war schon recht tief. Jetzt ist er aber wieder auf normalem Niveau.

Es ist erstaunlich und faszinierend was die Natur alles zu bieten hat. Leider wird diesem Aspekt heute viel zu wenig Beachtung geschenkt, viele Lebewesen geraten dadurch immer mehr in Bedrängnis und ihr Fortbestand ist arg gefährdet. Hier an diesem Standort scheint die Welt aber noch in Ordnung zu sein und hoffentlich bleibt das auch in Zukunft so!

[Nick]

Richtig toll. Allerdings sind die Frösche auf den Bildern nicht den Kaulquappen aus der Pfütze zugehörig.
Das sind Grünfrösche.
Sind keine großen davon da?
Die Fröschchen die rauskommen müssten sind normal ca. 1cm groß braun und sie streben schnell weg vom Wasser ins Umland.

Dennoch sind das tolle Bilder und wenn es so viele sind scheint der Grünfroschbestand auch zu stimmen.

Bei mir im Teich bekommen die Grasfroschquappen (gleiche Art wie aus der Pfütze oben) gerade Hinterbeine. Der Laich stammt auch aus Mitte Februar, allerdings wurde es danach nochmal kalt und sie sind recht spät geschlüpft. Auch war der Laich abgesunken, die Entwicklung war so verlangsamt, dafür gab es keine Ausfälle durch Eis.

[Froschnetz]

Ja, das sind Grünfrösche. Die Kaulquappen der Grasfrösche werden sich vermutlich immer noch im Teich befinden, denn die Metamorphose findet erst ungefähr im Juni/Juli statt (je nach Wassertemperatur).

[Bru]

Zwischenbericht vom 22.05.2020
Danke an Nick und Froschnetz für die Berichtigung zu meinem Zwischenbericht vom 10.05.2020
Ich lag da völlig daneben - auch als Laie hätte ich eigentlich wissen müssen, dass es so schnell mit der Entwicklung nun auch wieder nicht gehen kann, aber ich war von den vielen Fröschlein derart überwältigt, dass ich gar nicht weiter darüber nachgedacht habe.

War gestern wieder vor Ort und konnte dem Treiben der Kaulquappen im Teich zuschauen. Sie haben erfreuliche Fortschritte gemacht! Es gelang mir leider nicht, ein ansprechendes Foto von ihnen zu machen, musste forfait erklären . Dafür konnte ich von den Fröschlein ein paar interessante Aufnahmen machen. Wie auf den Bildern unverkennbar festzustellen ist, scheinen sie es sogar zu mögen, fotografiert zu werden .

Denke, dass es sich bei allen Fotos um Grünfrösche handelt oder liege ich da falsch?

[Nick]

Tolle Bilder wieder.

Ja würde sagen alles Grünfrösche. Sind dort keine großen zu finden oder zu hören?
Wie viele gibt es denn dort, das scheinen ja Massen zu sein.

Bei uns gibt es jetzt die ersten Landgänger, man sieht nun häufiger Amseln am Teich und auch die Grünfrösche schnappen sich den ein oder anderen Jungfrosch. Es dürfte also auch dort bald kleine Minifrösche zu sehen geben. Sie sind etwa 1cm klein.

[Bru]

• Doch es gibt auch Erwachsene und da sonst niemand anwesend war und ich mich ganz still verhielt, hörte ich plötzlich ein Quaken. Habe die Laute aufgezeichnet und dann bei Froschnetz -> Arten nachgeschaut und konnte die Stimme unter Teichfrosch mit diesem Ton identifizieren

• Ja es hat sehr viele Frösche dort, scheint offenbar ein idealer Ort für sie zu sein

• Habe jetzt auch noch an einem anderen Standort eine Pfütze entdeckt, ebenfalls mit kleinen Grünfröschlein. Es dürften etwa ein Dutzend sein und keine 3 cm gross! Da gem. Wettervorhersage in den nächsten Tagen kein Regen zu erwarten ist, wird diese Pfütze komplett austrocknen. Besteht da keine Gefahr für diese Sprösslinge?

[Nick]

Nein, die wandern dann ab. Die kleineren Grünfrösche sieht man auch ab und zu einfach nur in Feuchtwiesen. Sie sind scheinbar nicht so sehr an Teiche und größere "Pfützen" gebunden wie die älteren Tiere.
Habe bei mir am Teich mittlerweile festgestellt, dass bei den Jungtieren ein etwas höhere Fluktation ist. Bei den Älteren Tieren sehe ich immer die selben, die Kleinen scheinen nicht immer die selben zu sein. Anfangs hatten wir einige braune Exemplare, die sind mittlerweile nicht mehr so häufig und es gibt mehr Grüne. Dachte würden einfach ihre Farbe wechseln, aber auch die Fleckung ist eine andere, diese ist ja wie ein Fingerabdruck immer gleich, daher gehe ich davon aus, dass wir neue Frösche haben und die anderen weg sind.
Woher diese allerdings angewandert sind weiß ich nicht.