Liebes Forum,
ich bin Bernd und lebe am Rande einer Großstadt im Ruhrgebiet/D. Vor 3 Jahren haben wir im "rustikal" gehaltenen Garten einen naturnahen kleinen Teich angelegt, rund 6 qm/ca. 4000 Liter. Nach vielen Unterwasserpflanzen haben wir an Fischen Moderlieschen eingesetzt und dazu Posthorn- und Sumpfdeckschnecken, die üblichen Wasserkäfer kamen von alleine.
2018 hatten wir erstmals Erdkröten im Teich entdeckt und deren Laichschnüre. Das Grundstück in einem reinen Wohngebiet ist von Straßen (=Bordsteinen und Gullydeckeln) umgeben und wir fragten uns, wie die Kröten den Teich gefundene haben, da es sowas auf diesem Grundstück noch nie gab. Ca. 1,5 km Luftlinie weiter ist ein alter Mischwald (Naturschutzgebiet). Die Kröten waren dann plötzlich wieder weg und ich empfand Verantwortung für den hundertfachen Nachwuchs, den ich im Geiste beim Abwandern schon vor Bordsteinkanten und in Gullyschächten verenden oder zertreten/überfahren sah. Meine Hilfeanfragen an den BUND und eine örtliche Amphibienschutzgruppe blieben unbeantwortet. Ich hoffte auf mindestens Rat, die Jungen beim Verlassen des Teiches einsammeln und im genannten Wald aussetzen zu können. Nach einem Starkregen war der Teich plötzlich leer und ich erkannte noch, wie die Letzten eine Stelle zwischen den Begrenzungssteinen vom Teich zur Sumpfzone aus Ausstieg benutzten. Einige der Kleinen fanden sich noch Tage später in unserer Zufahrt und denen der Nachbarn und auf unserer Terrasse. Was greifbar war, habe ich in meiner Ratlosigkeit wieder in den Teich gesetzt und in naturbelassene Ecken des Gartens.
Dieses Jahr hatten wir zu unserem Erstaunen erneut Laichschnüre im Teich und nun ca. 2 Hände voll Kaulquappen, etwas weniger als 2018. Aktuell sind die Hinterbeinchen schon ausgebildet. Ich rechne damit, dass die Kleinen in ca. 1 Woche mit ausgebildeten Vorderbeinchen reisefertig sein müssten und möchte dieses Mal hilfreicher sein.
Ein Gedanke war, den Teich mit einer Art Krötenzaun einzufassen inkl. eingegrabener Sammelbehältern. Aber das wäre durch die naturnahe Anlage innerhalb des Gartens schwer umzusetzen und es blieben genug Schlupflöcher.
Nun kam ich auf die Idee, ob man die Kleinen nach Ausbildung aller Beinchen - also in der Wartephase bis zum "Startschuss-Regen" nicht vorsichtig aus dem Teich keschern und dann in den Wald tragen könnte. Eigentlich sollten die Kleinen dann doch schon fit genug sein und ich würde ihnen den gefährlichen Weg ins dann auch gefährliche Naturschutzgebiet ersparen, was die Chancen auf ein Wiedersehen in ein paar Jahren deutlich erhöhen könnte.
So, und nun vielen Dank für die Ausdauer bis hierhin und noch mehr Dank für eure Meinungen!
LG, Bernd
jungen Erdkröten beim Verlassen des Teiches helfen?
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Re: jungen Erdkröten beim Verlassen des Teiches helfen?
Moin,
also erstmal schön, dass ihr ein neues Gewässer angelegt habt!
Zunächst einmal muss ich sagen, dass du die an Land gegangenen Kröten nicht wieder in's Wasser setzen solltest, da sie zu Beginn - so paradox es klingt - schnell ertrinken und erstmal an Land Futter finden und somit Kraft sammeln müssen. Auch ein Abkeschern ist denke ich nicht sinnvoll, da die Kleinen auch, wenn sie noch so "fertig" aussehen und alle Beinchen haben, noch nicht lange an Land überleben würden.
Dann will ich noch darauf hinweisen, dass ein Umsetzen von Amphibien an sich illegal ist; deine Absicht ihnen zu helfen ist aber natürlich erfreulich.
Ich kenne zwar die genaue Umgebungssituation nicht, aber ich denke ich würde sie einfach im Teich lassen. Die Eltern sind ja schließlich auch hingekommen. Ansonsten könntest du sie in einen nahegelegenen Teich setzen (evtl. im Naturschutzgebiet?), der natürlicher gelegen ist. Dabei kann es aber sein, dass sie im Alter nicht unbedingt wieder zurück kommen zum Laichen...
Ich hoffe ich konnte etwas helfen!
Viele Grüße Lennart
also erstmal schön, dass ihr ein neues Gewässer angelegt habt!
Zunächst einmal muss ich sagen, dass du die an Land gegangenen Kröten nicht wieder in's Wasser setzen solltest, da sie zu Beginn - so paradox es klingt - schnell ertrinken und erstmal an Land Futter finden und somit Kraft sammeln müssen. Auch ein Abkeschern ist denke ich nicht sinnvoll, da die Kleinen auch, wenn sie noch so "fertig" aussehen und alle Beinchen haben, noch nicht lange an Land überleben würden.
Dann will ich noch darauf hinweisen, dass ein Umsetzen von Amphibien an sich illegal ist; deine Absicht ihnen zu helfen ist aber natürlich erfreulich.
Ich kenne zwar die genaue Umgebungssituation nicht, aber ich denke ich würde sie einfach im Teich lassen. Die Eltern sind ja schließlich auch hingekommen. Ansonsten könntest du sie in einen nahegelegenen Teich setzen (evtl. im Naturschutzgebiet?), der natürlicher gelegen ist. Dabei kann es aber sein, dass sie im Alter nicht unbedingt wieder zurück kommen zum Laichen...
Ich hoffe ich konnte etwas helfen!
Viele Grüße Lennart
Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd und manchmal ist es umgekehrt!
Re: jungen Erdkröten beim Verlassen des Teiches helfen?
Moin Lennart,
erstmal danke für dein Lob fürs neue Gewässer. Genau genommen haben wir zwei, nachdem wir vor 2 Jahren den Plastikteich meiner Schwester mitsamt Goldfischen und deren Nachwuchs wegen Grundstücksaufgabe in unseren Garten umquartiert haben. Aber ein Goldfischteich ist ja nichts für Amphibien und deswegen etwas über Bodenniveau eingegraben worden.
Interessant, dass Kröten ertrinken können, aber die damals zunächst wieder ins Wasser Gesetzten schienen fitte Schwimmer und Taucher zu sein. So, wie sie zuvor und aktuell die Algen vom Teichrand "fräsen" sollten sie doch eigentlich gut genährt sein, wenn sie den Teich verlassen. Die Rechtslage beim eventuellen Umsetzen kam mir auch auch in den Sinn. Ich helfe Wildtieren in die Wildnis zurück, da sie in unserem Teich je nicht zu Haustieren geworden sind. Oder ist unser Teich auch Wildnis und ich darf sie gar nicht entnehmen? Aber zunächst egal, ich möchte ja die Arterhaltung unterstützen, auch wenn ich die Krähen und Elstern hier ebenfalls schätze, die über das gefundene Fressen bestimmt erfreut wären.
Gott weiß, in welche Richtung und warum es die Kleinen nach Verlassen des Teiches zieht. Einige wenige mögen in unserem Garten geblieben sein, kürzlich fand ich zwei mutmaßliche 2018er unter einen Stein gekuschelt. Teile der Mehrheit aber fanden sich Richtung Osten in besagten Einfahrten Richtung Hauptstraße, einige versuchten dabei den Weg über Terrasse und Wohnzimmer (an der Tür gestoppt). Die Gegenrichtung Westen (Wiese, Straße, Gärten, Acker, danach Wald) habe ich nicht kontrolliert, nach Norden und Süden die Straße entlang auch nicht. In besagtem Wald gibt es keinen Teich, nur ein paar feuchte Senken, die mir als Ziel vorschweben. Was die Wege bzw. die Orientierung der Kröten angeht, ist die Wissenschaft ja noch nicht weit gekommen, wie ich las. Damit wohl auch die Frage, ob das Geburtsgewässer für später maßgebend ist oder das Gewässer, das man endgültig verlassen hat.
So einfach mit dem Kescher dürften sich die Kleinen auch nicht einsammeln lassen. Als ich heute langsam meine Hand dieser "schwarzen Wolke" unter Wasser näherte, zerstreute die sich blitzartig in in die Tiefe. Also wird im Falle des Einsammelns nur in Frage kommen, den Strom ab der vermuteten Ausstiegsstelle zu einem Sammelbehälter zu kanalisieren.
Das ist natürlich die Frage: Schicksal spielen oder der Natur ihren Lauf lassen? (wobei ich denke, dass der Mensch ja auch zu was gut sein sollte)
erstmal danke für dein Lob fürs neue Gewässer. Genau genommen haben wir zwei, nachdem wir vor 2 Jahren den Plastikteich meiner Schwester mitsamt Goldfischen und deren Nachwuchs wegen Grundstücksaufgabe in unseren Garten umquartiert haben. Aber ein Goldfischteich ist ja nichts für Amphibien und deswegen etwas über Bodenniveau eingegraben worden.
Interessant, dass Kröten ertrinken können, aber die damals zunächst wieder ins Wasser Gesetzten schienen fitte Schwimmer und Taucher zu sein. So, wie sie zuvor und aktuell die Algen vom Teichrand "fräsen" sollten sie doch eigentlich gut genährt sein, wenn sie den Teich verlassen. Die Rechtslage beim eventuellen Umsetzen kam mir auch auch in den Sinn. Ich helfe Wildtieren in die Wildnis zurück, da sie in unserem Teich je nicht zu Haustieren geworden sind. Oder ist unser Teich auch Wildnis und ich darf sie gar nicht entnehmen? Aber zunächst egal, ich möchte ja die Arterhaltung unterstützen, auch wenn ich die Krähen und Elstern hier ebenfalls schätze, die über das gefundene Fressen bestimmt erfreut wären.
Gott weiß, in welche Richtung und warum es die Kleinen nach Verlassen des Teiches zieht. Einige wenige mögen in unserem Garten geblieben sein, kürzlich fand ich zwei mutmaßliche 2018er unter einen Stein gekuschelt. Teile der Mehrheit aber fanden sich Richtung Osten in besagten Einfahrten Richtung Hauptstraße, einige versuchten dabei den Weg über Terrasse und Wohnzimmer (an der Tür gestoppt). Die Gegenrichtung Westen (Wiese, Straße, Gärten, Acker, danach Wald) habe ich nicht kontrolliert, nach Norden und Süden die Straße entlang auch nicht. In besagtem Wald gibt es keinen Teich, nur ein paar feuchte Senken, die mir als Ziel vorschweben. Was die Wege bzw. die Orientierung der Kröten angeht, ist die Wissenschaft ja noch nicht weit gekommen, wie ich las. Damit wohl auch die Frage, ob das Geburtsgewässer für später maßgebend ist oder das Gewässer, das man endgültig verlassen hat.
So einfach mit dem Kescher dürften sich die Kleinen auch nicht einsammeln lassen. Als ich heute langsam meine Hand dieser "schwarzen Wolke" unter Wasser näherte, zerstreute die sich blitzartig in in die Tiefe. Also wird im Falle des Einsammelns nur in Frage kommen, den Strom ab der vermuteten Ausstiegsstelle zu einem Sammelbehälter zu kanalisieren.
Das ist natürlich die Frage: Schicksal spielen oder der Natur ihren Lauf lassen? (wobei ich denke, dass der Mensch ja auch zu was gut sein sollte)
- Froschnetz
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Re: jungen Erdkröten beim Verlassen des Teiches helfen?
Also ich würde auch der Natur ihren freien Lauf lassen. Da du ja immer wieder Kröten findest, auch junge, scheint die Umgebung durchaus ein geeignetes Revier für Erdkröten zu sein.
In den Wald umsiedeln würde ich sie nicht. Wo sollen die denn später laichen, wenn es im Wald keinen Teich hat? Dann irren sie nur umher. Lässt du sie bei dir, dann haben wenigstens ein paar die Chance, in ein paar Jahren zurück zu kehren und Nachwuchs zu zeugen.
In den Wald umsiedeln würde ich sie nicht. Wo sollen die denn später laichen, wenn es im Wald keinen Teich hat? Dann irren sie nur umher. Lässt du sie bei dir, dann haben wenigstens ein paar die Chance, in ein paar Jahren zurück zu kehren und Nachwuchs zu zeugen.
Jan Meyer
Froschnetz
Froschnetz
Re: jungen Erdkröten beim Verlassen des Teiches helfen?
Hallo Jan,
danke für deinen Beitrag, aber die Kröten finde nicht ich, die Kröten finden uns
Der Natur möchte ich ja auch ihren Lauf lassen, nur beim Weg vom Gartenteich in den eigentlichen Lebensraum Mischwald helfen.
Unser Garten ist von Straßen umgeben. Die Gärten der Nachbarschaft sind schöne "deutsche" Gärten, also gepflegt und eigentliche Natur nur, wenn sie sich nicht vermeiden lässt. Woher unser Kater ab und an einen Maulwurf anschleppt, weiß ich nicht, aus den sterilen Gärten der näheren Umgebung eigentlich nicht. Da ist eher ein Pool zu finden als ein Teich.
Grundsätzlich kehren Erdkröten ja zum Laichen aus einem Umkreis von 1 - 2 km zu ihrem Geburtsgewässer zurück, brauchen also in ihrem normalen Lebensraum keinen "neuen" Teich. Die Wissenschaft weiß nicht, wie sie den Weg finden und vermutet, anhand des Erdmagnetfeldes. So hätte ich nach all dem Gelesenen keine Sorge, dass die Kröten aus dem benachbarten Wald nicht den Weg zu unserem Teich zurück finden, vorbehaltlich der Hindernisse wie die Bordsteine der Anliegerstraßen. Das Krötenpaar in 2018 hingegen muß unseren Teich per Zufall gefunden und darin abgelaicht haben, weil vorher gab es hier ja keinen Teich, aus dem sie stammen konnten. Aber ob ich die Kleinen nun auf den Weg bringen will oder nicht, sie scheinen ihren eigenen Kopf zu haben und ich ahne schon, dass meine Hilfe am Ende nicht gelingen wird, weil sie mal wieder "schneller" waren. Als Trost bleibt die von der Natur wohl aus gutem Grund gewollte hohe Vermehrungsrate und das Erdkröten in D noch keine gefährdete Art sind.
danke für deinen Beitrag, aber die Kröten finde nicht ich, die Kröten finden uns
Der Natur möchte ich ja auch ihren Lauf lassen, nur beim Weg vom Gartenteich in den eigentlichen Lebensraum Mischwald helfen.
Unser Garten ist von Straßen umgeben. Die Gärten der Nachbarschaft sind schöne "deutsche" Gärten, also gepflegt und eigentliche Natur nur, wenn sie sich nicht vermeiden lässt. Woher unser Kater ab und an einen Maulwurf anschleppt, weiß ich nicht, aus den sterilen Gärten der näheren Umgebung eigentlich nicht. Da ist eher ein Pool zu finden als ein Teich.
Grundsätzlich kehren Erdkröten ja zum Laichen aus einem Umkreis von 1 - 2 km zu ihrem Geburtsgewässer zurück, brauchen also in ihrem normalen Lebensraum keinen "neuen" Teich. Die Wissenschaft weiß nicht, wie sie den Weg finden und vermutet, anhand des Erdmagnetfeldes. So hätte ich nach all dem Gelesenen keine Sorge, dass die Kröten aus dem benachbarten Wald nicht den Weg zu unserem Teich zurück finden, vorbehaltlich der Hindernisse wie die Bordsteine der Anliegerstraßen. Das Krötenpaar in 2018 hingegen muß unseren Teich per Zufall gefunden und darin abgelaicht haben, weil vorher gab es hier ja keinen Teich, aus dem sie stammen konnten. Aber ob ich die Kleinen nun auf den Weg bringen will oder nicht, sie scheinen ihren eigenen Kopf zu haben und ich ahne schon, dass meine Hilfe am Ende nicht gelingen wird, weil sie mal wieder "schneller" waren. Als Trost bleibt die von der Natur wohl aus gutem Grund gewollte hohe Vermehrungsrate und das Erdkröten in D noch keine gefährdete Art sind.