Chance für Gelbbauchunkenkaulquappe

Biologie, Lebensweise, Verhalten, Ansprüche...
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Mica

Beitrag von Mica »

Hallo,
meine Tochter hat Ende August aus Ungarn ein paar Kaulquappen mitgebracht, die sie in einer Pfütze gefunden hat und meinte sie retten zu müssen. Zu Hause hat sie sie in unseren Teich gesetzt. Allerdings haben sie sich bis jetzt nicht ganz entwickelt, es scheint als ob die Hinterfüßchen zu wachsen beginnen. Haben die Tiere in diesem Stadium eine Chance zu Überwintern oder sollten wir sie bevor es eiskalt wird aus dem Teich fischen? Wahrscheinlich sind es Gelbbauchunken.
Danke für Antworten.
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Froschnetz
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Beitrag von Froschnetz »

Wie hoch die Chancen sind, dass die Kaulquappen im Teich überwintern können weiss ich nicht. Das Einfrieren ist dabei nicht das Problem bei einem genügend tiefen Teich (ab 40cm). Ich frage mich ehrer, ob sie durch die Entwicklungshemmung nicht sterben. Bei Geburtshelfer- und Knoblauchkröten Larven ist eine Überwinterung normal, diese haben aber eine viel längere Entwicklungszeit als die Unken.
Obwohl Gelbbauchunken noch im August laichen können, entwickeln sich die meisten zur landlebenden Unke vor dem Wintereinbruch. Die Kaulquappen der Gelbbauchunke entwickelt sich sehr rasch, nach 1-2 Monaten ist die Umwandlung abgeschlossen. Das bedingt aber, dass sie in einem artgerechten Tümpel leben können. Ein grosser Gartenteich ist dies nicht. Gelbbauchunken leben in kleinen, unbewachsenen Pfützen, die sehr warm werden und auch austrockenen können um die Feinde im Wasser gering zu halten. Ein alter, normal bewachsener Gartenteich wird aufgrund seiner Grösse zu wenig warm, wodurch sich die Entwicklung verzögert. Es hat dort ebenfalls zu viel Feinde, so dass die Quappen nur schlecht überleben können. Zudem verstecken sie sich dann in tieferen, kühleren Regionen, was die Entwicklung weiter verzögert.
Eine Ausnahme bilden kleine, neu angelegte Teiche oder solche die planzenarm gehalten werden und regelmässig vertrocknen. Hier können sich die Unken auch im Garten entwickeln. Diese Teiche sind aber selten im normalen Garten zu finden.
Den Kaulquappen wurde durch die Umsiedlung nicht geholfen, im Gegenteil. Es ist zudem schlecht, Tiere über weite Strecken umzusiedeln, da man unter Umständen fremde Arten in Gebiete bringt, wo diese ursprünglich nicht heimisch sind. Dies hat beim Ochsenfrosch und dem Seefrosch zu grossen Problemen geführt, da diese die heimischen Amphibien stark konkurrieren und dezimieren.
Jan Meyer
Froschnetz
alex
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Beitrag von alex »

Bitte die kleinen im Teich lassen, da sie dort höchstwarscheinlich eingehen und so sich das Verschleppungsproblem lösst.
Schade, aber nun wisst ihr, dass es nicht immer von Vorteil ist wenn man Tieren aus Menschlichersicht "hilft".
Ich würde die Situation nützen und mit der Tochter gerade über diese Problematik sprechen, denn so zieht ihr einen Nutzen von der Aktion.
Zwei Schlagwörter sollten diskutiert werden: Tierschutz und Neozoon
Viel spass
Alex
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