Aufzucht/Beobachtung von Grasfröschen in Schule

(Not-)Aufzucht junger und erwachsener Frösche und Kröten
Antworten
Junglehrer

Aufzucht/Beobachtung von Grasfröschen in Schule

Beitrag von Junglehrer »

Hallo!
Mit einer Schulklasse möchte ich demnächst Grasfrösche bei deren Metamorphose beobachten - also vom Laich zum Frosch.
Da ich dies noch nie getan habe, stellen sich einige Fragen zum Vorgehen:

1. Ich habe im Sinn ein Terarium mit grossem Wasserteil (Fläche ca 40x30cm) und kleinerem Landteil (ca 20x30cm). Untergrund des Landteiles Kies und Humus, im Wasserteil den Aquariumboden als Untergrund. Reicht das? Macht das Sinn?

2. Was für Wasser nehme ich für die Aufzucht? Hahnenwasser (BaselStadt) oder muss ich Teichwasser heranschleppen?

3. Wie füttere ich die Kaulquappen/Larven?

4. Wie oft muss ich das Wasser wechseln? Brauche ich eine Luftpumpe (wie in einem Aquarium) und einen Filter?

5. Muss ich die Temperatur kontrollieren?

6. Ich würde gerne einzelne Tiere während der Entwicklung zur genaueren Beobachtung für kürzere Zeit in einem kleinen Gefäss (Petrischals o.ä.) isolieren. Gibt es da Bedenken?

7. Kann die Entwicklung der Larven mittels Kühlstellen (Kühlschrank) verlöangsamt werden (sodass ich besser auf meine Lektionen timen kann) oder ist dies bedenklich/nicht möglich.

8. Junge Grasfrösche mit Fruchtfliegen zu ernähren ist sinnvoll, oder?

9. Gibt es noch sonstige Stolpersteine, die mir ein solches Unterfangen vermiesen könnten?

Ganz herlichen Dang schon im Voraus!
Benutzeravatar
Froschnetz
Administrator
Beiträge: 1743
Registriert: Sa, 13.09.2003 19:36
Geschlecht: männlich
Wohnort: Muri BE - CH
Kontaktdaten:

Beitrag von Froschnetz »

In den häufigen Fragen steht schon einiges zur Aufzucht.
Für Lehrpersonen brauchts je nach kantonalen Bestimmungen eine Aufzuchtbewilligung. Wie es in Basel genau geregelt ist weiss ich leider nicht. Da kann aber die kantonale Naturschutzbehörde weiterhelfen.

Ich würde etwa 5-10 Kaulquappen aufziehen, dann sollte das Wasservolumen reichen. Es sollte 20-30 cm tief sein. Anfangs kann der Landteil auch noch weggelassen werden und das Terrarium mehr gefüllt werden, der ist dann aber sehr wichtig wenn sich die kleinen umzuwandeln beginnen.

Wenn das Hahnenwasser nicht zu kalkhaltig ist sollte es gehen. Ein paar Tage stehen lassen hilft auch schon oder mit Regenwasser vermischen. Bei Teichwasser muss man aufpassen, dass keine Fressfeinde abgeschleppt werden.

Eine Belüftung ist nicht nötig, ein regelmässiger Wasserwechsel schon. Je nach Dichte der Tiere alle paar Tage oder bei sehr geringem Besatz auch alle paar Wochen. Der Kot am Boden sollte regelmässig abgesaugt werden, dann muss das Wasser auch weniger häufig gewechselt werden. Wenn es langsam trüb wird, ist es aber höchste Zeit für einen kompletten Wechsel.

Das Terrarium sollte wenn möglich draussen stehen und eher weniger bei konstanter Innentemperatur. Ein paar wenige Stunden Sonne sollten sie haben, allerdings darf es dann auch nicht überhitzen, mehr als etwa 28°C ist zu viel. Das ist drinnen problematischer als draussen. Die Kaulquappen kühl zu halten würde ich abraten, sie werden sich sowieso sehr unterschiedlich entwickeln, so dass meist der eine oder andere im richtigen Stadium ist.

Sie kurz rauszunehmen sehe ich nicht als ein Problem, sofern das nur kurz und selten geschieht.
Jan Meyer
Froschnetz
alex
Mitglied
Beiträge: 1090
Registriert: Di, 07.10.2003 08:45

Beitrag von alex »

Hallo Junglehrer,
Zuerst möchte ich ein Lob aussprechen, denn man findet nur noch wenig Lehrkörpereinsatz in den Schulen.
Befor ich auf die einzelnen Punkte eingehe, möchte ich Dich bitten den Schülern klar zu vermitteln, dass Amphibien geschützt sind, und dass im Grunde jedes einzelne Tier für den Erhalt der schrumpfenden Populationen wichtig ist.
Bitte mache hierzu ein I-net serch mit den Keywords: Artenschutz, Populationsentwicklung, Reproduktionserfolg, im weiteren Sinne: Artenvielfalt, Lebendkonservierung= Zoo (sinnvoll oder sinnlos (letsteres ohne Hasbitatschutz)), Habitat und Habitatschutz.

Nun zu Deinem Vorhaben:
Zu Beginn möchte ich zum Selbstschutz etwas kontroverses verfassen:
Es ist verboten Amphibien oder deren Larven ohne Ausnahmebewilligung zu halten! Jedoch würde ich es dennoch tun, da gut vorbereitet der pedagogische Nutzen grösser ist als der Sinn des Verbotes.
Für die Zukunft würde ich in Bern eine Ausnahmebewilligung beantragen.
Doch, da auch in der CH die Behörden nicht schneller sind als in der BRD reicht es für diese Saisong nicht mehr.

Bitte lese noch unter Häufige Fragen Quappenafzucht (links blau geschrieben)

1. Als Behälter würde ich in der ersten Phase ein Aquarium nehmen welches mindestenz 100L fasst, das Kleine, beschriebene Becken ist für einen Laichballen viel zu klein, so würden die unteren Eier wegen O2 -Mangel absterben.

2. Hahnenwasser ist IO

3. mit Fischfutter und Algen, zusätzlich Gurken oder Tomaten. Wenig füttern, nur Algen sollten immervorhanden sein (Weekend- reichen die Algen).

4. Einmal / Woche später 2x (sobald die Hinterbeine sichtbar sind)- Keine Filter oder andere Aquarientechnick zum Einsatz bringen. Auch auf einen Bodengrund verzichten dieser erschwert nur das Reinigen und erhöht die Chance den Growding- Effekt zu implezieren.

5. Zu beginn (Laich) möglichst kühl mit hohen Tag / Nachtschwankungen.
Nach dem Schlupf (ca 1 Woche) ist RT ausreichend.

6. ist bedenkenlos, doch zum Händeln der tiere sind fettfreihe und nasse Hände besser.

7. Ja, Kühlschrank 4°C eignet sich wenn nicht zu lange inkubiert wird sonst steigt die Verlustrate.

8. Drosophilas sind zu Beginn ok, doch eignen sich mikro Heimchen auf Grund der bodenständigen Lebensweisse besser (Grigg-Farm Herr J.Rotter fragen)

9. Ausser die fehlende Bewilligung keine!
Dennoch bitte durchführen (meine Meinung)

Ich würde ein 100L Becken nehmen und nur halb füllen, sobald die Quappen geschlüpft und frei schwimmen (keine Aussenkiemen mehr)
würde ich nur noch 100-200 Tiere behalten der Rest am Fundort freilassen und das Aquarium ganz füllen.
Im 4-Bein Stadium erneut 95% am Fundort freilassen!
Bitte nur 5-10 Tiere versuchen aufzuziehen! - Sie jagen noch nicht und sollten "im Futter stehen",
darum das Terrarium nicht zu Gross wählen,
winig Unterschlupfmöglichkeiten für Grillen bieten,
ein Rindenstück, etwas Moos reichen, eine kleine Delle im 5cm hohem Kies als Wasserstelle mittig anlegen (randständig ertrinken zu viel Heimchen) in dem man das Terri 3cm hoch mit Wasser füllt so dass in der Delle eine ca. 1 -2cm tiefe offene Wasserfläche ist.
Auf diese Weisse erreicht man auch die nötige hohe Luftfeuchtikeit.

Gruss Alex
alex
Mitglied
Beiträge: 1090
Registriert: Di, 07.10.2003 08:45

Beitrag von alex »

Sorry Jan, wir haben gleichzeitig mit der Antwort begonnen, darum auch die inhaltliche Ueberschneidung.
Ich wurde zu oft aufgehalten.

Gruss Alex
alex
Mitglied
Beiträge: 1090
Registriert: Di, 07.10.2003 08:45

Beitrag von alex »

Ergänzend möchte ich noch ein 100L Aquarium kratis anbieten, welches in der Patho-Basel abgeholt werden kann doch müssten die Silikonflächen neu gezogenwerden da es schon 2 Jahre trocken rumsteht.

Ebenfalls würde ich nur das Basler Hahnenwasser (Gesamthärte 6) nehmen, da die kupfer-ionen von den Dachrinnen bei entsprechend hoher Dosis nicht nur Muluskeln abtöten sondern auch Amphibienlarven.

Gruss Alex

P.S. Sofern der Wetterbericht stimmt, beginnen die Grasfrösche am 25.2.mit der Laichwanderung, so dass ab dem 28.2. mit Laich gerechnet werden kann.
alex
Mitglied
Beiträge: 1090
Registriert: Di, 07.10.2003 08:45

Beitrag von alex »

Die IWB gibt volgendes zur Wasserhärte an:

Das Basler Trinkwasser weisst eine Gesamthärte von
17 bis 19°fH (französische Härtegrade) auf.
Dies entspricht in deutschen Härtegrade 9.5 - 11.0°dH.


Ich dachte weniger, na ja die müssens wissen....
Junglehrer

Beitrag von Junglehrer »

Hallo Jan und Alex
Besten Dank für eure Tipps! Ich habe mir auch noch die weiteren Infos vom Froschnetz angeschaut - sehr hilfreich! Uasserdem habe ich mit meinem Ex-Biolehrer telefoniert (der hat sich ja gefreut :D ) und ein paar weitere Fragen beantwortet.
Nun ist das Aquarium eingerichtet (Schulferien sei Dank) und wartet auf Inhalt.
Voraussichtlich werde ich auch mal bei der ARA Basel anfragen, ob ich ein paar adulte Tiere, die sie täglich rausfischen, in die Schule nehmen könnte. Eine Erdkröte oder nen Molch in der Hand zu halten wäre sicher ein tolles und bleibendes Erlebnis für die Kinder - hilft wahrscheinlich dem Verständnis und Schutz der Tiere.

Nun ja, nochmals vielen Dank für die Hilfe hier, werde sicher ab und zu mal wieder vorbeischauen!
Wassermann
Neuling
Beiträge: 6
Registriert: Fr, 16.06.2006 22:27

Beitrag von Wassermann »

Ein Tipp von einer Junglehrerin :D
Die Haltebewilligung für Kaulquappen zu beantragen ist überhaupt nicht kompliziert, jedenfalls nicht im Kanton Bern. Ich habe einfach ein Mail geschrieben und paar Tage später hatte ich die Bewilligung.
www.kbnl.ch
viel Spass mit den Kaulquappen!
Franziska
Benedikt

Beitrag von Benedikt »

Die Ausnahmebewilligung muss nicht in *Bern* (wie Alex geschrieben hat) sondern bei der kantonalen Naturschutzfachstelle beantragt werden (wie Wassermann/Franziska richtig geschrieben hat).

Wie schon früher mal geschrieben würde ich zuerst anrufen. Unsere Behörden sind weniger kompliziert als die deutschen Behörden (sorry Alex).

Gruss,
Benedikt
Antworten