Warum sind die Wasserfrösche weg?

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vierfleckchen
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Warum sind die Wasserfrösche weg?

Beitrag von vierfleckchen »

Hallo zusammen,
wir haben letztes Jahr etwa um diese Zeit einen kleinen Teich angelegt (4m³), nach etwa zwei Monaten war plötzlich ein Wasserfrosch da und sonnte sich täglich unter einer Lilie. Wir haben ihn nie quaken gehört und waren der Meinung es sei ein Weibchen.
Als die Erdkröten dieses Jahr gelaicht hatten, war plötzlich auch der Frosch wieder da - an seinem gewohnten Platz. Vermutlich hat er im Teich überwintert. Etwa einen Monat später tauchte ein zweiter kleinerer Wasserfrosch auf, der am Abend und in der Nacht auch gequakt hat. Am nächsten morgen hockte der kleinere auf dem größeren! Juhu das gibt kleine Frösche dachten wir, aber dann war plötzlich der größere Frosch verschwunden. Der kleine hat noch ein paar Tage gequakt, dann war der auch weg.
Was ist passiert?
Hat der eine den anderen vertrieben und dann war ihm langweilig?
Oder wollten Sie sich bei uns nicht paaren, weil in dem Teich auch ein paar Goldorfe und Goldfische schwimmen?
In diesem Jahr gibt es sehr viele Wespen und Hornissen. Stören die die Frösche?
Ist das normal, dass die Wasserfrösche das Gewässer wechseln?
So in der Nähe (ca 600m) ist bei uns ein Baggersee, an dem aber noch Kies abgebaut wird ohne Uferbewuchs und so.
Vermutlich können wir jetzt nur hoffen, dass mal wieder einer vorbeikommt ...
Wir haben keine Nachbarn, die sich gestört fühlen könnten und wir lieben Froschkonzerte.
Wir freuen uns über jeden Tip!!!
alex
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Beitrag von alex »

Hallo,
Die Wasserfroschweibchen sitzen gerne an Teichen an denen keine Männchen rufen. Sobald sie paarungsbereit sind wechseln Sie für wenige Tage zu den Männchen.
In Deinem Fall wird das ungestüme Männchen wohl das Wibchen vertrieben haben.
Da Frösche in der Lage sind Fischteiche zu erkennen und diese zum ablaichen meiden, werden die Goldfische den Hauptgrund des Verschwindens sein.
Warscheinlich wird das Weibchen in 1-2 wochen wieder auftauchen, d.H. sofern es noch lebt.
Gruss Alex
vierfleckchen
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Beitrag von vierfleckchen »

Danke!
Also dann gibt es ja noch Hoffnung!
Aber wieso ist das Männchen weg? Wenn unser Weibchen zurückkommt wird es wieder nix mit dem Froschkonzert. Kann man den Teich für Männchen attraktiver machen, oder ist das Männchen auch wegen der Goldfische weg?

Gruß Gisela
alex
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Beitrag von alex »

Ja die Fische ermöglichen einfach keine Koexistenz.
Solange die Frösche fischfreihe Gewässer finden werden sie dort laichen.
Das weibchen wird mit dem Männchen auf dem Rücken zum laichen abgewandert sein.

Atraktiever:
vergrösser den Teich und nimm die Fische raus.
Bitte beachte dabei ein Tierschutz gerechtes töten der Fische bzw versuche die Fische in den Handel zurückzugeben.

Gruss Alex
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Henning
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Beitrag von Henning »

Wir haben seit Jahren einen reichlich mit Goldfischen bestückten Teich und gleichzeitig eine feste Population an Fröschen. Von Meidung des Teiches wegen der Fische ist nichts zu merken. Fische fressen keine Kaulquappen! Was den Fröschen gefährlich wird, ist in zweiter Linie ein Reiher (auch und vor allem aber den Goldfischen) und in erster Linie eine oder mehrere Ringelnattern. Ich habe beobachtet, wie eine Fahrradschlauch-große Ringelnatter einen Moorfrosch vom Kopf her verschlungen hat.

Zum Besatz des Teiches mit Fröschen empfehle ich, Jungfrösche oder Kaulquappen zu fangen, weise aber darauf hin, dass dieses verboten ist. Man darf sich also dabei nicht beobachten lassen. Gruß Henning
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Lennart
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Beitrag von Lennart »

Henning hat geschrieben:Wir haben seit Jahren einen reichlich mit Goldfischen bestückten Teich und gleichzeitig eine feste Population an Fröschen. Von Meidung des Teiches wegen der Fische ist nichts zu merken. Fische fressen keine Kaulquappen!
Zum Besatz des Teiches mit Fröschen empfehle ich, Jungfrösche oder Kaulquappen zu fangen, weise aber darauf hin, dass dieses verboten ist. Man darf sich also dabei nicht beobachten lassen. Gruß Henning
Natürlich fressen Fische Kaulquappen! Es kann sein das dein Teich viele Bereiche hat in denen die Fische nicht hinkommen.
Es kann aber auch sein das du bei dir Erdkröten hast,deren Larven werden von den Fischen nicht gefressen,aufgrund ihres bitteren Geschmackes.

Kaulquappen oder Jungfrösche würde ich auf gar keinen Fall sammeln gehen!
Zum einen ist es einfach VERBOTEN.
Man tut den Quappen und der durch den Sammelakt geschwächten Population keinen Gefallen.
Das mit dem nicht beobachten lassen erledigt sich wohl von selbst.
Wenn du deinen Teich für Frösche attraktiver machst kommen bald von alleine welche.

Gruß Lennart
Mfg

Lennart
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Henning
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Beitrag von Henning »

Gut, Dein Hinweis, die Kaulquappen könnten von Erdkröten stammen, ist sicher zutreffend. Ich habe im Frühjahr keinen Froschlaich vorgefunden, sondern nur die Laichschnüre von Kröten.

Was allerdings Deine Argumente gegen das Sammeln von Jungfröschen und Kaulquappen anbelangt, so glaubst Du doch selbst nicht im Ernst, dass dadurch eine s c h ä d l i c h e Schwächung des Bestandes verursacht werden kann. Jede Verminderung des Bestandes verbessert die Lebensbedingungen der verbliebenen Tiere. Und von einem formalen Verbot lass ich mich schon gar nicht beeindrucken. Gruß Henning
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Lennart
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Beitrag von Lennart »

Ein Laichballen reicht schon aus um wieder eine Population bilden zu können.
Das daraus entstehende Paar legt wieder einen Laichballen usw usw.
Und es zählt jeder Jungfrosch der es zum erwachsenen Alter bringt,denn er ist ziemlich wertvoll für die Population,weil dieser sich in 3-4 Jahren
wieder am Laichgeschäft beteiligt. Fängst du also ein Jungfroschweibchen,das es später vielleicht schafft Geschlechtsreif zu werden und sich wieder verpaaren kann und dann ein Laichballen legen kann,dann kann aus diesem Laichballen kein Population mehr in dem Gebiet indem du den Frosch gefangen hast entstehen.

>Jede Verminderung des Bestandes verbessert die Lebensbedingungen der verbliebenen Tiere>

Wie kommst du denn darauf? Glaubst du wenn du in einem Gewässer die hälfte der Kaulquappen wegfängst gehts denen im Tümpel besser???
Was meinsst du Warum Amphibien soviele Eier legen? Damit ihre Lebensbedingungen schlechter werden? Nein damit möglichst viele Überleben,denn die Feinde reduzieren die Quappen schon sehr.

>Und von einem formalen Verbot lass ich mich schon gar nicht beeindrucken.<

Das zeigt wie sehr dir die Tiere am Herzen liegen.

Lennart
Mfg

Lennart
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Froschnetz
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Beitrag von Froschnetz »

Dass Goldfische Kaulquappen fressen zeigt sich immer wieder, das ist erwiesen. Erdkrötenlarven hingegen werden eher gemieden wegen deren Schreckstoffe.

Naturschutzgesetze sind nicht nur dazu da dass man sich nicht erwischen lässt. Die haben durchaus ihre Berechtigung. Jede Entnahme von Kaulquappen schwächt eine Population. Mittlerweile gehört eine überwiegende Mehrheit der Amphibienpopulationen zu sehr kleinen Populationen mit nur wenigen Tieren. Grosse Populationen sind sehr selten geworden. Eine Entnahme von Kaulquappen oder gar Adulten fällt bei den kleinen schon ins Gewicht.
Wenn keine Frösche von alleine kommen dann ist entweder der Teich oder das Umland nicht für die Frösche geeignet. Dann bringt auch eine Ansiedlung nichts (ausser vielleicht in den sehr seltenen Fällen wo eine Art ausgestorben ist und jetzt der Lebensraum verbessert wurde so dass er wieder geeignet ist.)

Ringelnattern haben wir in unseren Teichen auch, sogar 3 Stück und mehrere 10 cm lange Jungtiere. Sie bleiben aber meist nur wenige Tage und sind dann Wochen wieder weg. Trotzdem hatte ich kaum einen Frosch verloren, die Juvenilen sind noch alle vollzählig, nur von den grossen fehlt der eine oder andere (wohl abgewandert), wovon einer wieder zurückkahm. Jedoch habe ich beobachtet wie eine Ringelnatter einen Molch verspiesen hatte. Natürlich nehmen sie auch Frösche und Kaulquappen, aber als Hauptgefahr für diese habe ich sie nicht identifiziert. Die sich bewegenden Molche sind attraktiver als die bocksteifen Frösche und die Kaulquappen werden primär von den Molchen dezimiert. Ich würde sogar eher behaupten, dass in gewissen Fällen Ringelnattern den Fröschen dienlich sind, da sie Molche dezimieren und somit die Kaulquappen bessere Überlebenschancen haben.
Jan Meyer
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Henning
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Beitrag von Henning »

Von Schwächung einer Population zu sprechen, ist bei kooperativen Tieren (Wölfen etwa) berechtigt. Bei nicht kooperativen Tieren wie Fröschen besteht unter den Individuen Konkurrenz, so dass jede Verminderung zum Vorteil für die Verbleibenden ist. Und die hohe Vermehrungsrate gleicht solche Verluste durch (unzulässiges) Sammeln unschwer aus. Also, was soll die sauertöpfische Aufregung? Gruß Henning
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Henning
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Beitrag von Henning »

Ich möchte auch noch mal auf die Naturschutzgesetze und -verordnungen zurückkommen, damit hier nicht der unschöne Eindruck erweckt wird, ich sei ein abgefeimter Naturschädling.

Ich respektiere die Natur und schütze sie in jeder Hinsicht. Dafür brauche ich keine Gesetze und Verordnungen, die oft von ignoranten und selbstherrlichen Politikern auf Druck von egozentrischen Naturschutzverbänden durchgesetzt worden sind und mit dem eigentlichen Schutz der Natur insgesamt selten was zu tun haben. Die Aussage, Naturschutzgesetze seien zum Schutz der Natur zu befolgen, zeugt von einer beachtlichen Naivität gegenüber den realen politischen Verhältnissen. (Oder, Jan, bist Du Schweizer? Dort mag es ja noch sachlicher zugehen als bei uns Sauschwaben.)

Meine Erfahrungen mit dem institutionalisierten Naturschutz sind mies und nochmals mies. Auf diesem Gebiet, das uns alle angeht, haben sich Funktionäre angesiedelt, denen nur an Machtausübung und Selbstentfaltung gelegen ist und die sich unter dem Deckmäntelchen "Naturschutz" (wer mag da widersprechen?) alles erlauben können.
Wer Einzelheiten für meine Verbitterung wissen möchte, frage an. Gruß Henning
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Lennart
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Beitrag von Lennart »

Zur hohen Vermehrungsrate: Ich glaube nicht das sie das Sammeln von Quappen etc unschwer ausgleicht. Ich will dir hier jetzt mal ein paar Zahlen präsentieren: Von 1000 Eiern werden im Durchschnitt 500 zu Quappen daraus entstehen 50 Jungfrösche von denen erreichen etwa 2 Frösche oder nur 1 das erwachsenen Alter.
Fängst du von den 50 Juvenilen 20 weg,kann es gut sein das gar kein Frosch die Geschlechtsreife erreicht,schon ist das ganze Prinzip im Eimer. Größere Populationen stecken sowas natürlich weg,bei kleineren Populationen wie Jan schon gesagt hat wird es dann natürlich kritisch.
Also ich bin im Nabu tätig und hier wird wirklich viel für die Tiere getan.
Es kann natürlich sein das das nicht überall so ist.
Ps: Warum bist du so verbittert?

Gruß Lennart
Mfg

Lennart
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Weitere Fragen

Beitrag von vierfleckchen »

Hallo zusammen,
also, wir wollen weder unsere Fische entsorgen, noch irgendwo Laich oder Jungfrösche "sammeln" und Populationen gefährden. Nachdem schon zwei Frösche den Weg zu uns gefunden haben, glauben wir daß noch mehr Frösche kommen könnten. Diese würden wir gerne zum bleiben verführen.
Da sich unser Weibchen offenbar bis zur Paarungszeit am Fischteich ganz wohl gefühlt hat (aber nicht von quakenden Männchen umgeben sein möchte) und das Männchen aber (so wie ich verstanden habe am Laichgewässer sitz und quakt) wäre vielleicht ein zweiter Teich eine Perspektive.
Da sich unser Fischteich ohnehin nicht nennenswert vergrößern läßt, überlegen wir, ob wir nicht an einer anderen Stelle noch einen Froschteich anlegen. Jetzt die Fragen:

Wie groß sollte denn ein Froschteich mindestens sein?
Welche Tiefe vor allem? So wie der Fischteich, wegen dem Überwintern?
Welcher Abstand zum anderen Teich wäre zu empfehlen damit sich die Männchen und die Weibchen nicht stören?

Danke für Eure Tips
Gruß Gisela
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Henning
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Verbitterung - Nabu

Beitrag von Henning »

Hallo Lennart,

gerade der Nabu! Ich hatte geschrieben, dass kaum einer die Natur insgeamt im Auge hat. Hier bei uns ärgerte sich die Nabu-Ortsgruppe darüber, keine oder nur wenige Spechte zu haben. Also wurde Abhilfe geschaffen. Spechtbäume mussten her. Eine achzig-Jahre-alte Eiche, wundervoller Wuchs, weil solitär stehend, wurde mit einem circumcensus-Schnitt fachmännisch getötet. Das ist - auf Menschen übertragen - etwa so, als ob man ein zehnjähriges Kind tötet. Und das alles aus der bloßen Spekulation heraus, dass sich Spechte ansiedeln. Dies ist aber nur ein Beispiel für die unsinnigen Aktivitäten, die sich bei diesem Verband abspielen, der sich alles erlauben kann, weil er die Deckung der örtlichen Behörden genießt (dort sitzen ehemalige Mitglieder des Nabu, die nur deshalb ehemalige sind, weil sie bei Antritt ihrer Behördentätigkeit aus dem Nabu ausscheiden müssen.) Gruß nach Ostfriesland! Henning
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Lennart
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Beitrag von Lennart »

Sowas ist natürlich traurig zu hören. Aber ich würde den Nabu nicht so in den Schatten stellen,das mag aber von Ortsgruppe zu Ortsgruppe verschieden sein.
Aber der Nabu klärt Kinder über die Natur auf,indem Wanderschaften durch den Wald gemacht werden. Der Nabu kümmert sich um die Krötenzäune,legt neue Gewässer an usw.
Ohne den Nabu würde es den Amphibien viel schlechter gehen! Es ist klar das nicht alles immer so hinhaut wie es gewünscht wird,aber darauß lernt man und weiss bei nächsten mal besser bescheid.
Wenn wieder sowas wie mit dem Baum oder so passiert,dann wende dich einfach mal an die Geschäftsstelle und sagt denen was Sache ist,ich glaube die werden Verständnis dafür haben.

Gruß Lennart
Mfg

Lennart
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