Halb verhungerter Grasfrosch aus Schacht
Verfasst: Sa, 12.10.2013 11:52
Schönen guten Tag,
vielleicht kann mir jemand in folgender Situation mit Rat zur Seite stehen.
Ich habe gestern in einem Schacht Frösche und Kröten vorgefunden. Er befindet sich in der Hocheifel auf ca. 500 m Höhe auf dem dicht bewaldeten Gelände eines Anwesens aus den 30er Jahren, von dem nur noch wenige Grundmauern stehen, Gelände dort kuppig, aber bis auf ein Plateau ca. Luftlinie 1-2 km weiter, wo es in landwirtschaftlich genutzte Fläche übergeht, sonst steil ins Tal abfallend. Auf diesem Gelände, nur zu Fuß zugänglich wegen dichten Tannen-, teilweise Eichenbewuches, gibt es zwei Schächte. Einmal einen ca. 5 m tief, 2 m Durchmesser, vermutlich ein ehemaliger Brunnenschacht oder eine Sickergrube. In diesem sah ich zwei Grasfrösche, eine Blindschleiche, zwei Feuersalamander. Dieser Schacht ist für mich nicht zugänglich, da ich eine entsprechend lange Leiter nicht habe und mich nicht abseilen kann; ich habe mir diese Tiere aber mit dem Fernglas angeschaut, sie sehen gut genährt aus, der Schacht ist gut feucht und es dürften zumindest Mücken und Käferchen vorhanden sein. Um diesen Schacht kann ich mich aktuell nicht kümmern wegen fehlender Zugangsmöglichkeit. Das vernünfigste könnte sein, den Schacht vor dem Winter mit Laub zu verfüllen und im nächsten Frühjahr einzusteigen, auszuräumen oder dann zu verschliessen - soll aber jetzt in diesem Post nicht das Problem sein. Ich schreibe das nur deshalb so ausführlich, damit man sich ein Bild vom Areal machen kann.
Es gibt noch ein Art halbverschüttteten Keller, ein Raum von ca. 2x3 m, 1,5 m hoch, steile Betonwände, Zugang aktuell nur von oben über ein Mannloch möglich und (für Amphibien) über zwei Röhren, die ebenerdig ca. 2 m weiter eine Durchschlupöffnung bieten und in diesen Raum münden. Dieser Raum ist eher trocken, bietet keine Entweichmöglichkeit und dürfte zur Überwinterung ungeeignet sein, da nur sehr wenig Versteckmöglichkeiten und kein Isoliermaterial vorhanden. In diesen Breiten kann es im Winter häufig bis -15 oder sogar -20 Grad kalt werden und diese Temperatur dürfte der Raum dann auch haben. Diesen Raum habe ich vor 6 Wochen von oben kontrolliert, zu diesem Zeitpunkt waren keine Tiere zu sehen.
Gestern war ich dort und fand 4 Grasfrösche vor sowie eine Kröte, beim Einstieg dann noch eine tote Kröte und Knochen eines Kleinsäugers. Aus o.g. Gründen habe ich alle Frösche und die Kröte herausgeholt, ein kleiner Grasfrosch hat sich versteckt, den versuche ich die Tage nochmal zu erwischen.
Ich habe die Tiere ein Stück weit entfernt wieder ausgesetzt. Es ist derzeitig nicht möglich, die Öffnung zu verfüllen oder zu verschliessen, man bräuchte 30-50 Kubikmeter Material und könnte das überhaupt nicht vor Ort fahren, ohne eine 50 m lange Schneise in den Wald zu schlagen. Für den kleinen Raum könnte ich eine Steighilfe einlegen, da in der Nähe aber ein Geocache liegt, der mich ursprünglich auch an diesen Ort führte, rechne ich dieser Ausstieghilfe keine lange Überlebenszeit zu, auch wenn der Cache extrem wenig besucht wird aufgrund des schwierigen Zuganges.
Lange Rede, kurzer Sinn: einer von den Grasfröschen war schon extrem abgemagert, man sieht die Beckenknochen und an den Beinen hat er kaum noch Muskulatur. Im Gegensatz zu den anderen war er auch nicht flott weggehüpft. Er ist einfach schon zu schwach. Als er auf die Seite fiel, dauerte es einen Moment, bis er sich wieder aufgerappelt hatte. Sonst stellt er seinen Kopf bei Lageänderung schön ein. Er ist mit ausgestreckten Beinen knapp länger als meine Hand. Da in den nächsten Tagen dort schon Nachtfröste vorhergesagt sind und der Frosch kaum mehr Gewicht zunehmen dürfte, er vor Ort keine reelle Chance haben dürfte, habe ich diesen nun als Notlösung mitgenommen. Ich will ihn nicht behalten, sondern sobald wie möglich wieder vor Ort aussetzen. Er sitzt nun bei ca. 10 Grad in einem Ordnungsbehälter und hat Moos, Laub, Rinde, es flitzen einige sehr kleine Asseln herum und ich habe ihm einige Wachsmaden hereingelegt, die ihn aber noch nicht interessiert haben. Ich bilde mir ein, daß er heute etwas munterer ist als gestern, evtl. die Feuchtigkeitszufuhr.
Was ich nicht einschätzen kann, ist, ob der der Frosch nach offensichtlich so langer Karenz sowas überhaupt verdauen kann - aus meinem Beruf kenne ich, das man erstmal eine Zottenatrophie hat und am Anfang sehr vorsichtig Nahrung zuführen muss.
Ich sehe im Moment mehrere Möglichkeiten:
- nach Rehydrierung kurzfristig wieder vor Ort aussetzen. Letztes Jahr hat Ende Oktober dort allerdings schon geschlossen Schnee gelegen. Das würde ich glaube ich nur machen, wenn nun noch warme Tage bevorstünden, das scheint aber nicht der Fall zu sein.
- hier in der Kölner Bucht aussetzen, wo es milder ist - Biotope kenne ich, finde ich aber keine gute Lösung, einen Frosch weit weg von seiner Heimat auszusetzen.
- aufpäppeln, über Winter behalten, Winterruhe erst, wenn an Gewicht zugelegt, dann evtl. verkürzte Winterruhe, im zeitigen Frühjahr dort aussetzen.
- an jemand Erfahreneren in der Nähe abgegeben mit dem Ziel, ihn vor Ort wieder auszusetzen.
Ich muß dazu sagen, daß ich keine Amphibienerfahrung habe, nur Erfahrung mit Mollusken und die im Winter im Kühlschrank halte, bis ich sie im Frühjahr wieder aussetzen kann.
Gestern vor Ort bei Temperaturen unter 5 Grad hielt ich das Mitnehmen aber für die bessere Lösung.
Gibt es geeigneteres zum Verfüttern für diese Situation? Meines Wissens fressen die ja nur zappelndes und stopfen täte ihm sicher nicht gut.
Danke für Meinungen. Ich möchte noch vier Bilder hochladen.
Viele Grüße,
Roland
vielleicht kann mir jemand in folgender Situation mit Rat zur Seite stehen.
Ich habe gestern in einem Schacht Frösche und Kröten vorgefunden. Er befindet sich in der Hocheifel auf ca. 500 m Höhe auf dem dicht bewaldeten Gelände eines Anwesens aus den 30er Jahren, von dem nur noch wenige Grundmauern stehen, Gelände dort kuppig, aber bis auf ein Plateau ca. Luftlinie 1-2 km weiter, wo es in landwirtschaftlich genutzte Fläche übergeht, sonst steil ins Tal abfallend. Auf diesem Gelände, nur zu Fuß zugänglich wegen dichten Tannen-, teilweise Eichenbewuches, gibt es zwei Schächte. Einmal einen ca. 5 m tief, 2 m Durchmesser, vermutlich ein ehemaliger Brunnenschacht oder eine Sickergrube. In diesem sah ich zwei Grasfrösche, eine Blindschleiche, zwei Feuersalamander. Dieser Schacht ist für mich nicht zugänglich, da ich eine entsprechend lange Leiter nicht habe und mich nicht abseilen kann; ich habe mir diese Tiere aber mit dem Fernglas angeschaut, sie sehen gut genährt aus, der Schacht ist gut feucht und es dürften zumindest Mücken und Käferchen vorhanden sein. Um diesen Schacht kann ich mich aktuell nicht kümmern wegen fehlender Zugangsmöglichkeit. Das vernünfigste könnte sein, den Schacht vor dem Winter mit Laub zu verfüllen und im nächsten Frühjahr einzusteigen, auszuräumen oder dann zu verschliessen - soll aber jetzt in diesem Post nicht das Problem sein. Ich schreibe das nur deshalb so ausführlich, damit man sich ein Bild vom Areal machen kann.
Es gibt noch ein Art halbverschüttteten Keller, ein Raum von ca. 2x3 m, 1,5 m hoch, steile Betonwände, Zugang aktuell nur von oben über ein Mannloch möglich und (für Amphibien) über zwei Röhren, die ebenerdig ca. 2 m weiter eine Durchschlupöffnung bieten und in diesen Raum münden. Dieser Raum ist eher trocken, bietet keine Entweichmöglichkeit und dürfte zur Überwinterung ungeeignet sein, da nur sehr wenig Versteckmöglichkeiten und kein Isoliermaterial vorhanden. In diesen Breiten kann es im Winter häufig bis -15 oder sogar -20 Grad kalt werden und diese Temperatur dürfte der Raum dann auch haben. Diesen Raum habe ich vor 6 Wochen von oben kontrolliert, zu diesem Zeitpunkt waren keine Tiere zu sehen.
Gestern war ich dort und fand 4 Grasfrösche vor sowie eine Kröte, beim Einstieg dann noch eine tote Kröte und Knochen eines Kleinsäugers. Aus o.g. Gründen habe ich alle Frösche und die Kröte herausgeholt, ein kleiner Grasfrosch hat sich versteckt, den versuche ich die Tage nochmal zu erwischen.
Ich habe die Tiere ein Stück weit entfernt wieder ausgesetzt. Es ist derzeitig nicht möglich, die Öffnung zu verfüllen oder zu verschliessen, man bräuchte 30-50 Kubikmeter Material und könnte das überhaupt nicht vor Ort fahren, ohne eine 50 m lange Schneise in den Wald zu schlagen. Für den kleinen Raum könnte ich eine Steighilfe einlegen, da in der Nähe aber ein Geocache liegt, der mich ursprünglich auch an diesen Ort führte, rechne ich dieser Ausstieghilfe keine lange Überlebenszeit zu, auch wenn der Cache extrem wenig besucht wird aufgrund des schwierigen Zuganges.
Lange Rede, kurzer Sinn: einer von den Grasfröschen war schon extrem abgemagert, man sieht die Beckenknochen und an den Beinen hat er kaum noch Muskulatur. Im Gegensatz zu den anderen war er auch nicht flott weggehüpft. Er ist einfach schon zu schwach. Als er auf die Seite fiel, dauerte es einen Moment, bis er sich wieder aufgerappelt hatte. Sonst stellt er seinen Kopf bei Lageänderung schön ein. Er ist mit ausgestreckten Beinen knapp länger als meine Hand. Da in den nächsten Tagen dort schon Nachtfröste vorhergesagt sind und der Frosch kaum mehr Gewicht zunehmen dürfte, er vor Ort keine reelle Chance haben dürfte, habe ich diesen nun als Notlösung mitgenommen. Ich will ihn nicht behalten, sondern sobald wie möglich wieder vor Ort aussetzen. Er sitzt nun bei ca. 10 Grad in einem Ordnungsbehälter und hat Moos, Laub, Rinde, es flitzen einige sehr kleine Asseln herum und ich habe ihm einige Wachsmaden hereingelegt, die ihn aber noch nicht interessiert haben. Ich bilde mir ein, daß er heute etwas munterer ist als gestern, evtl. die Feuchtigkeitszufuhr.
Was ich nicht einschätzen kann, ist, ob der der Frosch nach offensichtlich so langer Karenz sowas überhaupt verdauen kann - aus meinem Beruf kenne ich, das man erstmal eine Zottenatrophie hat und am Anfang sehr vorsichtig Nahrung zuführen muss.
Ich sehe im Moment mehrere Möglichkeiten:
- nach Rehydrierung kurzfristig wieder vor Ort aussetzen. Letztes Jahr hat Ende Oktober dort allerdings schon geschlossen Schnee gelegen. Das würde ich glaube ich nur machen, wenn nun noch warme Tage bevorstünden, das scheint aber nicht der Fall zu sein.
- hier in der Kölner Bucht aussetzen, wo es milder ist - Biotope kenne ich, finde ich aber keine gute Lösung, einen Frosch weit weg von seiner Heimat auszusetzen.
- aufpäppeln, über Winter behalten, Winterruhe erst, wenn an Gewicht zugelegt, dann evtl. verkürzte Winterruhe, im zeitigen Frühjahr dort aussetzen.
- an jemand Erfahreneren in der Nähe abgegeben mit dem Ziel, ihn vor Ort wieder auszusetzen.
Ich muß dazu sagen, daß ich keine Amphibienerfahrung habe, nur Erfahrung mit Mollusken und die im Winter im Kühlschrank halte, bis ich sie im Frühjahr wieder aussetzen kann.
Gestern vor Ort bei Temperaturen unter 5 Grad hielt ich das Mitnehmen aber für die bessere Lösung.
Gibt es geeigneteres zum Verfüttern für diese Situation? Meines Wissens fressen die ja nur zappelndes und stopfen täte ihm sicher nicht gut.
Danke für Meinungen. Ich möchte noch vier Bilder hochladen.
Viele Grüße,
Roland