Naturtech ohne Folie

[JoeTheo]

Liebe Forum-Nutzer,

habe mich gerade neu angemeldet - und gleich eine Frage oder besser ein besonderes Interessengebiet. Mein Elternhaus steht in Deutschland in einer Senke mit Lehmboden. Vor vielen Jahren hatte mein Vater dort etwas halbherzig einen Teich ausgehoben. Er funktionierte ohne Folie, weil ständig Wasser von einer kleinen Quelle zugeleitet wurde. Dann war der Teich aber mehr oder weniger verlandet.

Vor etwa einem Jahr haben wir das Grundstück unter unsere Regie genommen und den Teich einmal neu ausheben und vergrößern lassen. Es hat nicht mal ein halbes Jahr gedauert, da war er (wieder) voller Molche, Libellen und allem möglichen Getier - und kuriosererweise sind auch drei Wasserfrösche aufgetaucht, von denen mindestens einer erstmal geblieben ist. Dass Zuwanderung stattfindet, liegt wohl daran, dass die natürlichen Wald- und Walrandteiche in der Umgebung der zunehmenden Trockenhewit wegen derzeit nach und nach verschwinden.

Was wir haben, ist ein stark schwankender Wasserspiegel - im Sommer wird neuerdings auch das Quellrinsal immer deutlich dünner.

Frage nun: Ist das ein Teich, der langfristig eine Froschheimat werden könnte? Stört das Qellwasser? Stört das Wasser- Auf- und Ab?

Viele Grüße, Joe

[Froschnetz]

Das tönt super. Ein Teich, der im Spätsommer austrocknen kann, ist sogar ideal für viele Froschlurche, weil dann deren Fressfeinde dezimiert werden. Die Frösche können kurzfristig abwandern und kommen dann wieder und im nächsten Jahr hat der Nachwuchs eine viel bessere Chance zum überleben.

Die Quelle stört nicht. Bei höherer Wassermenge und wenn der Teich sogar einen Durchfluss hätte, wäre es etwas anderes. Da würde das Wasser kalt bleiben, was manche Amphibien nicht so mögen. Bei wenig Zufluss und sonniger Lage ist das aber kein Problem. Wenn ein Teich ohne künstliche Abdichtung auskommt, ist das natürlich die beste Variante.

Toll, dass ihr ihn wieder reaktiviert habt.

[JoeTheo]

Danke! Dann treiben wir das mal weiter!
Es ist tatsächlich ein gemächlicher Zulauf. Der Ablauf existiert, kommt bei der gegenwärtigen Teichgröße vs. Wassermenge vs. zunehmende Trockenheit aber nur bei hohem Wasserstand zum Tragen. Auch gut beobachten ließ sich, dass der Zulauf gerade stark genug ist, auch bei -18 Grad eine kleine Fläche wenigstens zeitweise eisfrei zu halten. Die Lage ist eher sonnig, und wir haben bewusst auch eine kleine Flachwasserzone reinbaggern lassen. Auch die Umgebung passt, es gibt sozusagen "Molchzonen" mit Bäumen, Gestrüpp, Steinen und altem Holz und einen offenen Grasbereich mit kleinen Rückzugsinseln für wandernde Fliegenfänger.
Bin gespannt, wie es weitergeht - eine Herausforderung wird es nun sein, den Zulauf langfristig in Gang zu halten. Er ist teilweise mit über 100 Jahre alten Rohren ausgetattet, die langsam zuwurzeln - da wird eine Neuverlegung fällig.

[Nick]

Auf meinem Grundstück habe ich mittlerweile 3 solcher Teiche, siehe Thread "Froschbestimmung-Beobachtungen am Gartenteich". Der eine davon bleibt ganzjährig sehr kalt, der liegt aber total im Schatten und ist sehr Quellnah, eigentlich sollte der für Feuersalamander sein, aber im Sommer hatte ich doch einige Grasfroschquappen entdeckt, trotz Kälte. Durch die starken Regenfälle, ist dieser etwas verlandet gerade, ich werde das die Tage etwas ausgraben.
Der andere veralgt immer total, auch da waren Grasfroschquappen drin. Dieser Tümpel wird direkt von einem Ausläufer der Quelle durchflossen, nicht so Quellnah und mehr als die Hälfte des Tages besonnt, der ist kühl, aber nicht kalt. Hier wird bald ebenfalls eine Verlandung eintreten, durch Schlammeintrag und starkem Pflanzenwuchs. Macht aber nichts, das soll sogar so sein und ich werde dann einen anderen Teich ausheben, so dass immer wieder neue Tümpel entstehen und alte verlanden. Dieser liegt direkt am Bach, dort ist alles sehr sumpfig und prädesteniert für eine Nachahmung des natürlichen Verlaufs an einem Bach. Vielleicht bekomme ich so auch mal die Gelbbauchunken, die ich bereits in der Nähe in Waldpfützen entdecken konnte in meinen Garten.
Und den 3. gibt es erst seit letztem Sommer, dort habe lasse ich einen Quellaustritt über stark besonnte Steine laufen, mit mehreren kleineren Vertiefungen, bevor das Wasser den "Hauptteich" erreicht, dieser ist fast den ganzen Tag besonnt. Hier heizt das Wasser gut auf und es waren am Ende vom Sommer einige Jungwasserfrösche darin, sowie ein nahezu ausgewachsener Teichfrosch. Dieser Tümpel war fast komplett ausgetrocknet in Trockenphasen, es blieb ein Rinnsal übrig und war eher ein Feuchtgebiet.

Alle diese Tümpel sind eher flach und sollen schwankende Wasserhöhen haben. Relativ gleichbleibend ist der Gartenteich, der auch mit Folie gebaut ist und eben ein richtiger Gartenteich bleiben soll.

Ich hoffe so habe ich ein möglichst großes Spektrum abgedeckt was die Besiedlung angeht. Ringelnattern sind ja auch in großer Zahl aufgetaucht, ist ja schon ein bisschen ein Qualitätssiegel.

[Springfrosch 2]

Moin,
das klingt ja wirklich nach einem kleinen Amphibien-Paradies, was Du da eingerichtet hast! Die verschiedenen Teiche und Tümpel mit unterschiedlichen Charakteren werden Dir hoffentlcih einen hohen Artenreichtum bescheren. Wie Jan auch schon meinte ist das Austrocknen später im Jahr überhaupt kein Problem und vor allem für die Gelbbauchunken, die Du Dir erhoffst sogar essenziell!
Viel Erfolg weiterhin und frohes Schaffen!

LG Lennart