Kleine Richtigstellung

Amphibien im Gartenweiher und andere künstliche Gewässer
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RalfS
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Kleine Richtigstellung

Beitrag von RalfS »

Erstmal Lob an eure Seite, hier kann man einiges über Amphibien dazulernen.
Als Koiteichbesitzer und Angler muß ich allerdings einige Dinge richtig stellen.

Gerade die Angler sind es die sich für eine Renaturierung der Flüsse einsetzen und "ihren" Flußabschnitt regelmäßig von Müll und sonstigen Unrat, den "Naturliebhaber" zurücklassen, säubern.
Ohne die starke Lobby der Angler würde so mancher Bach/Fluß immer noch stur geradeaus fließen und die Flussauen würden einer Mülldeponie ähneln. Außerdem werden Angelteiche gerne von Fröschen und Kröten als Laichgewässer genutzt. Ohne Angler gäbe es viele dieser Gewässer nicht.
Das die Angler diesen Aufwand nicht der Frösche zuliebe betreiben ist klar, aber die Frösche und Kröten sind es, die davon mitprofitieren.

Zu den Koiteichen:
Kröten und Frösche suchen sich immer häufiger auch Koiteiche als Laichgewässer. Dieses ist in den meisten Fällen auch kein Problem. Koiteiche verfügen häufig über einen Pflanzenfilter in Form von einem Bachlauf oder sogar Filterteich. Diese sind, im Normalfall, frei von Fischen und bieten den Kaulquappen Nahrung und Unterschlupf.
Aber auch in normalen Pflanzenzonen der Teiche laichen Frösche und Kröten ab. Wären die Koiteiche ein ungeeigneter Lebensraum würden die Frösche und Kröten nach ein paar Jahren verschwinden. An vielen Koiteichen haben sie sich aber zu einer Plage entwickelt. Ihr übermäßiges auftreten kann die Wasserwerte gefährden und es ist schon häufiger vorgekommen, dass ein liebestolles Krötenmännchen einen Koi "begatten" wollte und der Koi daran gestorben ist.
Man sollte, auch als Amphibienfreund, nicht vergessen, dass Frösche und Kröten geduldete Gäste am Koiteich sind.

Viele Koiteichbesitzer setzten mittlerweile auf natürliche "Algenvernichter" in Form von Nasen,Fledermausfischen und Edelkrebsen.
Auch hier bietet der Koiteich einer bedrohten Tierart ein neues Zuhause.

Molche hingegen haben meist nur im Pflanzenfilter eine Überlebenschance.
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Lennart
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Beitrag von Lennart »

Hallo Ralf,

sicher haben hier einige ein Problem damit, das soviele Leute Fische in Ihren Teich setzen und sehen wie die Amphibien immer weniger werden.
Ich muss sagen ich bin auch kein Freund davon, letzten Endes muss aber jeden selber wissen was er mit seinem Teich tut.

Ich habe nichts gegen Fische, sie sind sicher ein wichtiger Bestandteil in Flüssen, Bächen usw. Bloß sehe ich sie lieber dort, wo sind auch in Natura hingehören und das sind sicher keine Gartenteiche, kleine Seen oder sonst was.

Bei den Flüssen pflichte ich dir bei. Es ist gut das sich die Angler für so für Renaturierung einsetzen. Amphibien laichen auch nicht in Flüssen, sondern meisst in Tümpeln die durch Überschwemmungen geschaffen werden und so meistens Feindfrei sind.

Anders sehe ich das allerdings bei Angelteichen und vor allem ganz anders bei Koiteichen.

Klar laichen Amphibien in Angelteichen und profitieren zum Teil auch davon. Aber so ein Angelteich kann genauso wie ein Fischteich im Garten schnell zu einer Amphibienfalle werden. In solche Gewässer gehören aber nunmal nur in Ausnahmefällen Fische. Die meissten werden doch dort ausgetzt. Ausgesetzte Fische haben an manchen Orten erhebliche Schäden an der natürlichen Flora&Fauna angerichtet. Genau wie sie es im Gartenteich tun. Zudem werden immer wieder Fische in für Amphibien hergerichtete Gewässer (bsp Laubfrosch) ausgesetzt, die dort alles Zunichte machen und eine ohnehin stark gefährdete Art weiter
gefährden.
Dann muss der Teich unter Unkosten wieder von den Fischen befreit werden, bis der nächste "Tierfreund" seine Goldfische usw dort aussetzt.
Du siehst, Fische gehören in Flüße usw aber nicht in solche Gewässer in denen Tiere leben, die sich seit zig Jahren an ein fischfreies Gewässer angepasst haben.

Zu den Koiteichen:

Hier wird der Spieß gekonnt umgedreht. Amphibien würden niemals in einem Koiteich dazu beitragen das das Wasser kippt. Das schaffen die Fische ganz allein. Wenn zuviele Fische in einem Teich leben kippt das Wasser irgendwann und verschmutzt. Obendrein löschen die fast alles Leben im Teich aus. Dann muss der Fischhalter mit irgendwelchen Filteranlagen oder noch schlimmer irgendwelchen chemischen Produkten der schlechten Wasserqualität zur Leibe rücken. Dann schließt sich der Kreis. Das hat für mich nichts mehr mit einem naturnahen Teich zutun.

Das liebestolle Amphibien Kois zum ersticken bringt lässt mich etwas schmunzeln. Das steht doch in keiner Relation dazu was Fische für Schäden an Amphibienpopulationen anrichten. Vielleicht hat grade dieser Koi vor Jahren 90% der Geschwister der Kröte, die dem Koi jetzt die Kiemen zudrückt, gefressen.

Das ist genau wie damals als Schlagzeilen gemacht wurden , weil ein Wels einen Hund verspeist hat. Was ist jetzt schlimmer? Wenn ein Erdkrötenmännchen einen Koi zum ersticken bringt, oder wenn ein Wels Frauchen's geliebtes Hündchen verschlingt?

Man muss ich sich also ebenso als Teichbesitzer die Frag stellen : Was will ich? Einen naturnahen Teich, der so vielen einheimischen Tiere wie möglich einen guten Lebensraum bietet, oder einen Teich in dem Fische, die normalerweise niemals in einem solchen Gewässer vorkommen leben sollen.

Ich denke das mein Post in etwa das sagt was alle Amphibienfreunde hier in diesem Forum denken, nämlich das Fische große Mitschuld an dem Disaster haben, indem sich die Amphibien befinden. Dennoch will ich die Bemühungen die sich die Angler machen hier noch einmal loben! Auch damit wird Amphibien geholfen, wenn auch nicht immer.

Mfg
alex
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Beitrag von alex »

Interessantes Thema dass Ihr da anschneidet.

Es ist richtig, dass Erdkröten in Fischteichen erfolgreich reproduzieren, wenn die Besatzdichte nicht zu hoch, und ausreichend Struktur vorhanden ist.
Leider sind die EK aber die einzigen Vertreter der heimischen Amphibien welche einer Koexistenz mit Fischen einen Vorteil abgewinnen können, den anderen 18 Arten wird ein Fischbesatz des Laichgewässers zum Verhängnis.

Diese Erkenntnis ist auch den Anglern nicht fremd, und einige Vereine haben bereits reagiert und bewusst Vorbecken (ideal auch zum Vorklähren des Wassers)und oder Ablauftümpelketten realisiert, um möglichst das Artenspectrum hoch zu halten, was wiederum eine Pflegebezuschussung aus der öffentlichen Hand ermöglicht.
Reine Müllbeseitigung und Maht reicht als Grund längst nicht mehr aus, heute öffnen nur noch Gesamtkonzepte mit entsprechendem Monitoring grosszügige Geldtöpfe.

Wenns ums Geld geht, da werden sogar die Würmchenbader zu Amphibienschützer.

Gruss Alex
RalfS
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Beitrag von RalfS »

Zu den Koiteichen:
Das Problem bei Koi ist, dass es sich um Hochzuchten handelt. Sie sind also weitaus empfindlicher als normale Karpfen. Ein vernünftiger Filter ist also Pflicht.
Außerdem ist anzumerken das Koiteich nicht gleich Koiteich ist.
Ein japanischer Koiteich mit 4 senkrechten Wänden ist mit Sicherheit kein Ort für Amphibien, ein gut bepflanzert Koiteich mit Sumpf-und Tiefwasserzone bietet hingegen viel Raum für Frösche und Kröten.

Von Chemie im Wasser halte ich nichts, ich wechsel lieber regelmäßig 20% Wasser. Den ganzen Teich behandel ich nur im äußersten Notfall, wenn ein Fisch krank ist, dann wird nur er behandelt.

Auch ich bin gegen das aussetzen von Tieren. Abgesehen davon das es verboten ist kann man dadurch Krankheiten in Gewässer einbringen und so den natürlichen Fischbestand gefährden. Ich verschenke meinen Fischnachwuchs an Piranhahalter. Sie kriegen kostenloses Futter und ich bin die Fische los.
RalfS
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Beitrag von RalfS »

Das sich Kröten und Frösche im Koiteich wohlfühlen können hatte ich ja schon erwähnt.

Hier mal "Fundtiere" aus dem Bachlauf eines befreundeten Koihalters.


Bild

Bild

Die Tiere sind, da der Bachlauf gereinigt wurde, vom Bachlauf in den Filterteich umgezogen worden.
RalfS
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Beitrag von RalfS »

Und so sieht es aus, wenn ein liebestolles Krötenmännchen einen Koi als Partner ausgewählt hat:

Bild

Die Kröte wurde vom Koi entfernt und da es rechtzeitig bemerkt wurde wird es wahrscheinlich keine bleibenden Schäden hinterlassen.
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Donnydarko
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Beitrag von Donnydarko »

Hallo Ralph,
Leider ist das Foto zu groß. Man erkennt nichts. Habe mal gehört, dass nur bestimmte Farben und Züchtungen bei Kois wertvoll ist. Die anderen wie du schon geschrieben hast, sind Futterfische. Richtig? Ja in unserem Seefroschkanal am Supermarkt setzen die Rentner ständig solche empfindlichen Kois aus, die die vorigen Winter hier auch nicht überlebten. So werden jedes Jahr laufend tote Fische entfernt. Nun werde nächsten Monat sehen, wenn es wärmer ist, was aus dem Kanal wird und bin gespannt, wann er gereinigt wird von dem Laub und Holzästen. Und ob dieses Jahr Seefrösche in dem Kanal überlebt haben oder dort wieder einwandern. Voriges Jahr waren auch nicht viele dort. Hab nur einen gehört und gesehen.
Gruss Donny
RalfS
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Beitrag von RalfS »

Hi Donny,
bei dem Koi geht es um das "herausgedrückte" Auge. Es ist aber schon häufiger vorgekommen,dass sich Kröten in den Kiemen festgekrallt oder die Kiemendeckel zugedrückt haben. Beides kann den Tod für den Koi bedeuten.

Fische aussetzten ist eine Sauerei, durch das einschleppen von Krankheiten sind schon viele Tonnen Karpfen verendet.
( http://www.fischundfang.de/456,2000/ )
Ein verantwortungsbewußter Koihalter entsorgt seine Fische nicht so.
(Ein verantwortungsbewußter Hundehalter bindet seinen Hund ja auch nicht am Autobahnrastplatz fest.)

Koi gibt es von 1,99€ im Baumarkt bis Ende offen (1,5 Mio. Pfund war bisher der höchste Preis) . Die meisten guten Koihändler haben immer ein paar Koi im Preissegment 2000,-€ + X, sehr gute Händler auch 10.000,-€ +X. Verständlich das die Besitzer solch teurer Fische alles tun um diese zu schützen. In solchen Teichen ist dann auch kein Platz für Amphibien, da diese doch mal eine Krankheit einschleppen könnten. Ich gehöre zu den "normalen" Koihalter, bei mir findet man keinen Fisch über 500,-€, aber auch hier ist es mehr als ärgerlich, wenn ein Koi krank wird oder sogar stirbt.

Ich wollte mit den Bilder deutlich machen, dass es möglich ist Koi und Amphibien zu "kombinieren", aber ich wollte auch aufzeigen, dass es nicht immer ganz ungefährlich für die Koi ist. Ein Koiteich ist hauptsächlich für Koi da, wenn man jetzt beides kombiniert nehmen die Koi trotzdem den höheren Stellenwert ein.
Gruß Ralf
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Donnydarko
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Beitrag von Donnydarko »

Das kann ich nur bestätigen. Ich finde es auch verantwortungslos, verschiedene Tiere miteinander zu vergesellschaften oder aus Unkenntnis einem Gewässer zu überlassen, in dem sie von vorherein zum Tode verurteilt sind. Es sind empfindliche Fische, die hier in unseren Breiten technischen Aufwand bedürfen, um sie gesund zu halten.

Ich weiß das Frösche und Kröten erhebliche Klauen haben und enorme Kräfte entwickeln können. So öffnet sich meine Hera die Luke der großen Transportbox, wenn ich das Terrarium sauber machen muß und die Frösche dort reintue. Einmal hingesehen, und schon weiß sie wie es geht. Erstaunlich.
Kröten umklammern in der Paarungszeit alles was sie kriegen. Selbst Teichfrösche, Fische und Holz und andere Tiere. Auch Wasserfrösche umklammern manchmal Fische und so habe ich in einem Buch gelesen, dass in einem Karpfenteich die Frösche den Fischen die Augen zerkratzten.
Gruss Donny
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